"Bis auf den letzten Mann"

LUXEMBURG. (red) US-Veteran Charles Reis Felix hat in einem Buch seine Erlebnisse während der Ardennenoffensive im Januar 1945 zusammenfasst. Die Wehrmacht befand sich auf dem Rückzug, doch an der Sauer sollten die Flussübergänge so lange wie möglich gehalten werden. Hitler hatte in seinem letzten Wahn die Deutschen zum Kampf bis auf den letzten Mann aufgerufen.

Das Buch erzählt von Soldaten, die oft nur um das nackte Überleben kämpften. Kritisch wird das Verhalten der Kriegsführung beleuchtet. Dabei werden die Namen der beteiligten Einheiten und Orte des Geschehens kaum erwähnt. Auf Grund des Titels haben Nachforschungen beim Autor ergeben, dass es sich bei einer der beschriebenen Aktionen um einen Zeitzeugenbericht des Sauerübergangs zwischen Ingeldorf und Diekirch handelt. Felix war Fernmeldesoldat bei der Stabsführung des 3. Bataillons, 2. Regiment, der 5. US Infanterie Division Pattons, die am 18. Januar 1945 nach hartem Kampf Diekirch befreite. "Es war eine klare Nacht. Schnee bedeckte die Landschaft, und die Temperaturen waren im Minusbereich. Wir verließen den Ort (Stegen). Ein tödliches Schweigen begleitete die Soldaten, deren Gesichter wie Masken wirkten. Diese Leute marschierten in den Tod, und wussten es. Ich bemerkte mit Schrecken, dass ich mit ihnen marschierte" , beschreibt der Zeitzeuge die Situation zu Beginn des Angriffs. Als Fernmeldesoldat, der die Meldungen von der Front per Mobilsender an die Kommandozentrale weiterleiten sollte, nahm Felix nahe am Waldrand auf der Anhöhe über dem Sauertal (Hardt) Stellung. Bei Tagesanbruch begannen die Schießereien im Tal. Der Sauerübergang der US-Truppen hatte begonnen. Auch die Stellung von Felix wurde von Nebelwerfern unter Beschuss genommen. Dabei wurde sein Helm von einem Splitter getroffen. "Ich lag auf dem Boden und dachte, ich müsste sterben. Dann kamen meine Sinne zurück. Diese kurze Begegnung mit dem Tode sollte mein späteres Leben ändern" , so Felix. Über Funk nahm er an den weiteren Ereignissen im Tal teil. Zunächst die Meldung eines Leutnants von der Front, dass der Sauer-Übergang sich wegen der heftigen Gegenwehr verzögere. In barschem Ton befahl der Kommandant aus der Kommandozentrale, ohne Rücksicht auf Verluste über den Fluss über zu setzen. Im Laufe des Tages wurden die Nachfragen nach Sanitätern immer größer, und sie hatten Schwierigkeiten, ihrer Aufgabe nach zu kommen. Die Verletzten mussten auf unwegsamem Gelände im tiefen Schnee unter ständigem Beschuss auf die Anhöhe in Sicherheit gebracht werden. Dabei kam der Verdacht auf, dass entnervte GI's sich absichtlich in die Beine schossen, um das Schlachtfeld zu verlassen. Ein erboster Kommandant drohte daraufhin seinen Leuten mit dem Kriegsgericht. Bei Anbruch der Dunkelheit hatten die Amerikaner die Lage unter Kontrolle, und Felix passierte über eine Behelfsbrücke die Sauer. Die Kommandozentrale war in einen Bauernhof nahe am Fluss verlegt worden. Im Innenhof lagen unter freiem Himmel tote und verletzte Soldaten. Nun galt es, die gegenüber liegende Anhöhe (Haemerich) zu erstürmen. Nach harten Kämpfen auf den Anhöhen (Seitert und Friedbusch) wurde das 3. Bataillon abgelöst. Felix verbrachte eigenen Angaben zufolge eine Woche im zerstörten Diekirch. Er erinnert sich an die Gastfreundschaft der zurückgebliebenen Bevölkerung, die während der Offensive in den Kellern gelebt hatte. Ein zerstörtes Hotel diente als Unterschlupf. Anschließend nahm Felix bis Ende April 1945 an dem Feldzug in Deutschland teil. Erinnerungsveranstaltungen, darunter eine Nachstellung der damaligen Ereignisse, werden am 18. und 22. Januar der Befreiung Diekirchs gedenken. (Dieser Artikel erschien in der Luxemburger Zeitung "Journal")

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