Bischof setzt Ex-Dechanten wieder ein

PRÜM. (mr) Der Ende 1995 zum Verzicht auf sein Dechantenamt gedrängte Prümer Pastor Robert Lürtzener hat seinen Posten wieder. Bischof Reinhard Marx berief den 61-Jährigen, der seinerzeit wegen harscher Kritik an Rom in Ungnade gefallen war, erneut zum Chef des Dekanats Prüm.

Die Entpflichtung von seinem Amt als Prümer Dechant ist für Robert Lürtzener seit einigen Tagen nur noch Geschichte. Nachdem die Pastoralkonferenz ihn am 4. September im dritten Wahlgang erneut auf den Schild hob, bestätigte der Trierer Bischof Reinhard Marx das überraschende Votum und berief den streitbaren Kirchenmann zurück in sein altes Amt.

Das Bistum Trier wollte den bislang geheim gehaltenen Vorgang am Mittwoch nicht kommentieren. Auch die Frage, ob die neuerliche Berufung Lürtzeners an Auflagen geknüpft sei, blieb weitgehend unbeantwortet: „Vor der Ernennung informiert sich der Bischof über den vorgeschlagenen Kandidaten“, gab sich Marx-Pressesprecher Hans Casel zugeknöpft.

Fakt ist, dass Pastor Robert Lürtzener vor knapp acht Jahren zum Verzicht auf sein Dechantenamt gezwungen wurde, nachdem er öffentlich die Lockerung des Zölibats angemahnt und im Dekanat Prüm den pastoralen Notstand ausgerufen hatte. Die Verstimmung im bischöflichen Generalvikariat gipfelte am 13. Dezember 1995 darin, dass Lürtzener nahe gelegt wurde, das Amt des Dechanten freiwillig nieder zu legen. „Ich habe mich für ,freiwillig‘ entschieden, weil ich an Titeln nicht interessiert bin“, schrieb Lürtzener tags drauf dem damaligen Bischof Hermann Josef Spital.
Kurz nach seinem Rücktritt dankte Lürtzener den Gläubigen im Prümer Land für die Flut an Solidaritätsbekundungen und stellte klar: „Auch Jesus hat auf Offenheit und Ehrlichkeit größten Wert gelegt und nichts so verabscheut wie die Heuchelei.“

Über seine erneute Wahl zum Prümer Dechanten sei er keineswegs überrascht, sagte Robert Lürtzener am Mittwoch. Immerhin sei die pastorale Situation nach wie vor „ziemlich kritisch“. Außerdem: „Wer soll es sonst machen“, fragte Lürtzener mit Blick auf die Personalsituation. An seiner kritischen Haltung zur Amtskirche, die dringend der Erneuerung bedürfe, halte er fest. Sorge, dass er noch einmal Ärger bekomme, spüre er allerdings nicht. Aber: „Ich werde mich zurückhalten, schließlich ist alles gesagt.“

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