Bischof Stephan Ackermann im TV-Redaktionsgespräch: "Trierer Synode anspruchsvoller als römische"

Trier · Der Trierer Bischof Stephan Ackermann ist mit den Ergebnissen der Familiensynode in Rom zufrieden, auch wenn "manches etwas mutiger hätte formuliert werden können". Ackermanns eigene Synode geht derweil in die Verlängerung.

 Im Frühjahr 2016 soll die entscheidende Abschlussveranstaltung der Trierer Bistumssynode sein. Fotos (2): TV-Archiv

Im Frühjahr 2016 soll die entscheidende Abschlussveranstaltung der Trierer Bistumssynode sein. Fotos (2): TV-Archiv

Foto: Helmut Thewalt,Trier (g_pol3 )

Trier. Als Triers Bischof vor einem Jahr zuletzt in der TV-Redaktion zu Gast war, da kündigte Stephan Ackermann an, dass wiederverheiratete Geschiedene in Einrichtungen der katholischen Kirche in absehbarer Zeit nicht mehr um ihren Job fürchten müssten. Der Ankündigung sind inzwischen Taten gefolgt, die deutschen Bischöfe haben das Arbeitsrecht in diesem Punkt liberalisiert. Doch ob die Betroffenen in Zukunft auch zu den Sakramenten zugelassen werden, ist weiter offen.
"Keine Tür wurde zugeschlagen"


Die am Sonntag in Rom zu Ende gegangene Bischofssynode macht Geschiedenen nur vage Hoffnung auf eine Zulassung zur Kommunion, regt eine Einzelfallprüfung an, ohne jedoch konkrete Schritte vorzuschlagen.
Viele deutsche Bischöfe, darunter auch Stephan Ackermann, hatten von der dreiwöchigen Synode mutigere Entscheidungen erhofft. Aber letztlich beinhalte der Schlusstext lediglich Empfehlungen an den Papst, der nun über den künftigen Kurs bei den Themen Ehe und Familie entscheide, sagte der Trie rer Bischof bei einem Besuch in der TV-Redaktion. "Keine Tür wurde zugeschlagen."

Ähnlich hatte sich auch der ehemalige Trierer Bischof und heutige Münchner Kardinal Reinhard Marx geäußert, der als einer von drei deutschen Bischöfen an der Synode teilgenommen hatte. Das Abschlussdokument verzichte auf eine lehrhaft verurteilende Sprache, in vielen Punkten sei die Gewissensentscheidung des Einzelnen gefragt, sagte Marx.

Ackermann lobte, dass die deutschsprachigen Synodenteilnehmer in einer gemeinsamen Erklärung um Vergebung gebeten hätten für die Verfehlungen der Kirche im Umgang mit ledigen Müttern, außerehelich geborenen Kindern, nichtehelichen Lebensgemeinschaften, Homosexuellen und Geschiedenen. In das Schlussdokument floss das Schuldbekenntnis allerdings nicht ein. Während die Bischofssynode in Rom nach drei Wochen wie geplant zu Ende gegangen ist und nun die katholische Welt darauf wartet, was der Papst mit den Empfehlungen macht, geht die Trierer Bistumssynode in die Verlängerung. Stephan Ackermann hatte die Synode im Sommer 2012 ausgerufen, im Dezember 2015 sollte sie eigentlich beendet sein. Jetzt soll die entscheidende Abschlussveranstaltung im Frühjahr nächsten Jahres sein.

Die Trierer Synode sei eben "in einigen Punkten anspruchsvoller als die römische", witzelte Ackermann beim TV-Redaktionsgespräch. Nach Angaben des 52-Jährigen liegen schon mehr als 100 Handlungsempfehlungen der Synodalen auf dem Tisch. Allerdings müssten die Vorschläge noch mehr verdichtet werden, fordert der Trierer Bischof.

Einer der von den Synodalen vorgelegten Vorschläge sieht etwa die radikale Reduzierung der Pfarreien im Bistum von derzeit knapp 900 auf dann nur noch 60 eigenständige Pfarreien vor. Hat da Stephan Ackermann plötzlich Angst vor der eigenen Courage bekommen und die Synode deshalb in die Verlängerungsrunde geschickt? Nein, sagt der Bischof, er schrecke nicht vor Entscheidungen zurück. "Wenn Zweidrittel sagen, eine neue Strukturreform ist das Wichtigste, dann machen wir das."

Dass sich die Kirche in seinem Bistum weiter verändern wird, ist dem seit sechs Jahren an der Spitze der Diözese stehenden Priester bewusst. Die Zentralisierung wird weitergehen, schon allein weil die Gläubigen- und Priesterzahlen zurückgehen - und auch die Kirchensteuereinnahmen.
Zentralisierung geht weiter



Die Zeiten, in denen es in jedem Ort einen Pfarrer, eine Bücherei, ein Pfarrhaus, eine katholische Kita und Frauengemeinschaft gab, sind schon jetzt Vergangenheit. Und was ist mit den ortsbildprägenden Kirchen?
"Wenn die Kirche nicht mehr als Gebetsraum genutzt wird, nutzt mir auch die schönste Kirche nichts", sagt Stephan Ackermann. Schließlich hänge der Glaube ja auch nicht von Steinen ab.
Dafür hängt bei der Bistumssynode am Ende alles von der Entscheidung des Bischofs ab. Umgesetzt wird nur, wozu Stephan Ackermann seinen Segen gibt. Und dann? Müssen die Entscheidungen im Bistum verbreitet werden. Ackermann spricht von Kommunikationsanstrengungen, die dann notwendig seien. "Da sehe ich mich schon werbend durchs Land fahren - in einigen Orten womöglich in einem gepanzerten Wagen."Extra

Bischof Stephan Ackermann im TV-Redaktionsgespräch: "Trierer Synode anspruchsvoller als römische"
Foto: klaus Kimmling (g_pol3 )

Die vom Papst oder auch von einem Bischof einberufene Synode ist ein Beratungs-, kein Entscheidungsgremium. Die Trierer Synode ist die erste der katholischen Kirche in Deutschland seit mehr als 20 Jahren. Die 290 Synodalen, Geistliche und Laien, beschäftigen sich in zehn Kommissionen mit der Frage, wie die Kirche der Zukunft im Bistum aussehen soll. Bischof Stephan Ackermann hat angekündigt, die Vorschläge auch umzusetzen. Natürlich kann die Synode nur Dinge beschließen, die das Bistum betreffen. sey

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