Bistum: Repariert wird nur noch im Notfall

Trier · Nur durch einen millionenschweren Griff in die Rücklage kann das Bistum Trier seinen diesjährigen Haushalt ausgleichen.

 Hinsetzen und zur Ruhe kommen: Im Dom können Interessierte Musik hören und Lesungen lauschen. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Hinsetzen und zur Ruhe kommen: Im Dom können Interessierte Musik hören und Lesungen lauschen. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

"Same procedure as every year - das gleiche Prozedere wie jedes Jahr", sagt Bischofssprecher Stephan Kronenburg gestern Morgen zu Beginn der Haushaltspressekonferenz des Bistums und hat damit nicht ganz unrecht. Denn vieles von dem, was der Verwaltungschef des Bischofs, Generalvikar Georg Holkenbrink, gestern zum Besten gibt, hat er so oder zumindest so ähnlich in den Vorjahren auch schon gesagt. Da ist wieder mal von "äußerster Sparsamkeit" die Rede, davon, dass der Gürtel enger geschnallt werden müsse, und von schmerzhaften Entscheidungen, die nicht zu vermeiden seien.

Wer einen Blick in den Haushaltsplan von Deutschlands ältestem Bistum wirft, erkennt rasch, was Holkenbrink meint: Einnahmen und Ausnahmen klaffen weit auseinander. Und so kann auch der diesjährige Haushalt nur durch einen millionenschweren Griff in den Sparstrumpf ausgeglichen werden (TV-Freitagausgabe). Exakt 26,5 Millionen Euro müssen aus der Rücklage entnommen. Das ist zwar etwas weniger als im Vorjahr, bedeutet aber im Klartext: Etwa jeder 13 Euro, den das Bistum 2010 ausgibt, stammt aus der Sparbüchse.

Die ist gottlob noch gut gefüllt - mit etwa 200 Millionen Euro, sagt Generalvikar Holkenbrink. Damit das auch in Zukunft möglichst so bleibt, hat Bischof Stephan Ackermann seinem Bistum einen eisernen Sparkurs verordnet: 40 Millionen Euro jährlich sollen eingespart werden; allerdings ist noch nicht klar, wo der Rotstift angesetzt wird.

Klar ist indes, dass der ehrgeizige Zeitplan offenbar ins Wanken geraten ist. Hieß es bislang, das Sparpaket solle "ab spätestens 2012" greifen, meint der Generalvikar am Montag etwas kleinlaut: "Wir können daran wohl nicht festhalten."

Den Grund dafür hat die bischöfliche Finanzchefin Kirsten Straus zuvor genannt: "Sehr viele Kosten sind nur längerfristig beeinflussbar." Das gilt laut Straus vor allem für die beiden größten Ausgabenblöcke Personal (246 Millionen Euro für 2400 Mitarbeiter) und Sachkosten (65 Millionen Euro). Beim drittgrößten Ausgabenblock, den Baukostenzuschüssen, hat das Bistum bereits gehandelt. Der Haushaltsansatz wurde um knapp drei Millionen Euro auf 29,5 Millionen Euro zurückgeschraubt.

Wichtigste Einnahmequelle sprudelt weniger stark

 Ein Bild mit Vergangenheitscharakter? Das Bistum Trier hat die Richtlinien für die Gewährung von Baukostenzuschüssen verschärft. TV-Foto: Archiv/Mario Hübner

Ein Bild mit Vergangenheitscharakter? Das Bistum Trier hat die Richtlinien für die Gewährung von Baukostenzuschüssen verschärft. TV-Foto: Archiv/Mario Hübner



"Zuschüsse gibt es jetzt nur noch, wo dies unabdingbar ist, oder für solche Projekte, die überwiegend durch Dritte finanziert werden", sagt die Finanzchefin. Heißt wohl im Klartext: Mal eben schnell eine Pfarrhaus-Renovierung, weil ein neuer Priester kommt, wird es künftig nicht mehr geben.

Größter Einnahmeposten ist nach wie vor die Kirchensteuer: Das Bistum kalkuliert für dieses Jahr mit 250,4 Millionen Euro. Das bedeutet: Mehr als jeder zweite Euro, den das Bistum einnimmt, stammt aus der Kirchensteuer. Allerdings rechnet Holkenbrink damit, dass diese Quelle in den nächsten Jahren immer weniger sprudeln wird. Die Zahl der Katholiken (1,5 Millionen im Bistum Trier) werde weiter zurückgehen. Unsicherheitsfaktoren seien zudem die Steuerpolitik und die wirtschaftliche Entwicklung.

Meinung

Das dicke Ende kommt erst

Gut, dass es die hohe Kante gibt. Da haben die Bistumsverantwortlichen in den fetten Jahren etliche Millionen Euro draufgelegt, von denen sie in der jetzigen Dürreperiode zehren. Ohne dieses Finanzpolster müsste der Gürtel schon heute nicht bloß enger geschnallt, sondern feste zugezogen werden. Aber das dicke Ende kommt erst noch, wenn auch nicht ganz so rasch, wie der Bischof und sein Generalvikar geplant haben. Ursprünglich sollte das 40-Millionen-Euro-Sparpaket Ende Mai verkündet werden und ab 2012 greifen. Gestern nun hörte sich der Generalvikar so an, als sei der gesamte Fahrplan ins Stocken geraten. Statt Mai wird's Sommer, statt 2012 wird's später. Lorbeeren werden Bischof Stephan Ackermann und seine Direktoren für das Paket mit dem bislang noch völlig unbekannten Inhalt allemal nicht ernten. Das Wehgeschrei im Bistum wird groß sein, die Proteste ebenfalls. Und das Image des Bischofs wird danach ein anderes sein als jetzt. Dennoch: Es gibt zum Rotstift keine Alternative. Auch die Kirche kann auf Dauer nicht mehr ausgeben, als sie einnimmt. r.seydewitz@volksfreund.de

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