Bistum schult Tausende Mitarbeiter zum Thema "Nähe und Distanz"

Trier · Im Bistum Trier soll künftig mehr für den Kinder- und Jugendschutz getan werden. Bischof Stephan Ackermann gab gestern den Startschuss für eine Fachstelle, die sich unter anderem um die Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeiter kümmern soll.

Trier. Wer in der katholischen Kirche in der Kinder- und Jugendarbeit eingesetzt ist, muss ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Darin werden schon geringfügige Be strafungen festgehalten. Das haben die deutschen Bischöfe in ihren vor zwei Jahren neu gefassten Missbrauchsleitlinien festgelegt. Die Führungszeugnisse der Beschäftigten aus dem Bistum Trier landen auf dem Tisch des kirchlichen Notars Ulrich Wierz, der an die gestern neu eingerichtete Fachstelle Kinder- und Jugendschutz angedockt ist. "Der Notar prüft die Zeugnisse und leitet gegebenenfalls dienstrechtliche Schritte ein", sagt Fachstellenleiter Andreas Zimmer. "Bislang hatten wir kein Führungszeugnis mit einem einschlägigen Eintrag", sagte Zimmer gestern dem TV. Allerdings seien bisher erst die Führungszeugnisse der neu eingestellten Mitarbeiter und der Beschäftigten aus den Bereichen Jugendpastoral und Beratungsstellen überprüft worden.
Auch Triers Bischof Stephan Ackermann hat nach eigenen Angaben sein polizeiliches Führungszeugnis schon abgegeben. Dabei gab es allerdings kleinere Probleme im Vorfeld. "Ich musste zwei mal aufs Bürgeramt, weil ich beim ersten Mal keine Bescheinigung vom Arbeitgeber dabeihatte", schilderte Ackermann das Prozedere. Die Arbeitgeberbescheinigung habe ihm dann sein Generalvikar Georg Holkenbrink ausgestellt.
Fällt ein Führungszeugnis negativ aus, greifen laut Ackermann die Leitlinien. Darin steht beispielsweise, dass Täter nicht mehr in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden dürfen. Und dass es letztendlich Sache des jeweiligen Bischofs ist, über mögliche Auflagen und Beschränkungen zu entscheiden.
Kinder sollen Grenzen setzen


Wie rasch sich der Bischof dabei in die Nesseln setzen kann, zeigt die derzeit lauter werdende Kritik an einem Mitte der 90er Jahre wegen Missbrauchs verurteilten Priester, der im Saarland als Krankenhauspfarrer und Kooperator eingesetzt ist (siehe nebenstehender Artikel).
Der Leiter der Fachstelle Kinder- und Jugendschutz kündigte an, dass ab Herbst mehr als 8000 Mitarbeiter kirchlicher Einrichtungen zum Thema "Nähe und Distanz" geschult würden. "Wir wollen die Erwachsenen sensibilisieren und die Kinder darin bestärken, anderen Grenzen zu setzen", sagte der Trierer Bischof.
Die beim Bistum neu eingerichtete Fachstelle ist Teil der von den deutschen Bischöfen vor anderthalb Jahren in Kraft gesetzten Rahmenordnung Prävention. Leiter Andreas Zimmer ist beim Bistum zuständig für die Lebensberatungsstellen und die Telefonseelsorge. Zudem ist der 47-Jährige einer von zwei Präventionsbeauftragten. sey

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