Bluttat: Festnahmen in Konz

KONZ/RODALBEN. (wie/mk) Nach dem Mord an einer Erzieherin in einem Jugendheim im pfälzischen Rodalben wurden zwei der drei verdächtigen Jugendlichen am Samstag in Konz festgenommen.

Samstag morgen, kurz nach sieben Uhr, Bahnhof Konz. Polizisten stürmen das Gebäude und nehmen die beiden 16-jährigen Ferid T. und David L., der aus Trier stammt, fest. Sie sind mit dem Zug von Saarburg nach Konz gefahren. Die beiden sollen zusammen mit dem 17-jährigen Daniel S. in der Nacht zum Freitag eine 26-jährige Erzieherin in einem Heim für straffällige Jugendliche im pfälzischen Rodalben erstochen haben (der TV berichtete). Der Hausmeister eines Saarburger Hotels hat den entscheidenden Tipp gegeben: Er hat die Beiden, nach denen bundesweit gefahndet wurde, in Saarburg gesehen und die Polizei in Trier informiert. Vermutlich wollte der Trierer David L. bei Bekannten untertauchen. Stunden zuvor wurde bereits Daniel S. in Mönchengladbach gefasst. Er hat zugegeben, der Frau den ersten Stich am Hals zugefügt zu haben. Angeblich soll der 16-jährige Ferid danach die aus Leipzig stammende Erzieherin gewürgt und ihr die beiden weiteren, vermutlich tödlichen Stiche in den Hals versetzt haben. Die Obduktion hat ergeben, dass sie verblutet ist. Offenbar haben zwei, der wegen Raub, Diebstahls und Schlägereien angeklagten Jugendlichen, die seit drei beziehungsweise vier Wochen in der geschlossenen Abteilung des Heims untergebracht waren, ihre Flucht schon länger geplant. Sie hätten gezielt die 26-Jährige als Opfer ausgewählt, weil es sich bei ihr "um die jüngste und kleinste" Mitarbeiterin gehandelt habe", die zudem allein Nachtwache hatte, so die Polizei gestern. Der dritte Täter war die erste Nacht in dem Heim. Einer der Tatverdächtigen habe die Frau auf den Flur gelockt, ein anderer habe sie in den Schwitzkasten genommen, während der Dritte mit einer Bratpfanne auf sie eingeschlagen habe. "Die kriegen wir nicht platt gemacht", habe einer jungen Männer festgestellt. "Dann nimm doch das Messer", habe daraufhin einer der Täter gesagt, teilte die Polizei mit. Das Messer stammt aus einem Messerblock im Erzieherinnen-Zimmer. Da alle drei als nicht gewaltbereit eingeschätzt worden waren, wurden sie nicht in Untersuchungshaft gesteckt, sondern in das im Oktober eröffnete Heim gebracht, wo sie auf ihren Prozess warteten. Gegen die Jugendlichen wurde Haftbefehl wegen gemeinschaftlich begangenen Totschlags erlassen, die Höchststrafe dafür liegt bei zehn Jahren. Unterdessen ist die Diskussion über die Heimunterbringung straffälliger Jugendlicher entbrannt. CDU-Landeschef Christoph Böhr will den Vorfall vom Landtag untersuchen lassen. Justizminister Herbert Mertin (FDP) hält trotz der Bluttat weiter am Modellprojekt "Heimerziehung statt Untersuchungshaft" fest.

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