Böhrs Etappensieg

Politik besteht zu einem großen Teil aus Symbolik, so auch in der Frage, ob die CDU mit einer Landesliste oder vier Bezirkslisten zur Landtagswahl antritt. Niemand kann ernsthaft davon ausgehen, dass die Stimmzettelabgabe maßgeblich von dieser Entscheidung abhängt.

Und dennoch lag bei der CDU wenige Wochen nach der mit harten Bandagen ausgetragenen Kür des Spitzenkandidaten eine besondere Brisanz im Ergebnis. Nicht mit überwältigender Mehrheit, aber gleichwohl überraschend deutlich hat sich der Parteiausschuss hinter den Vorsitzenden gestellt - und damit auch Flagge gezeigt. Zwar spielt bei der Union mehr als bei den anderen Parteien die regionale Anbindung eine bedeutende Rolle, und die Bezirksverbände verfügen über entsprechendes Gewicht. Doch Böhr und seine Anhänger wollten mit der Einheitsliste ein Votum für den Spitzenkandidaten erzwingen, um eindeutig zu signalisieren, dass die Partei hinter ihrem Vorsitzenden steht. Kurze Zeit nach dem gerade gewonnenen heftigen parteiinternen Machtprobe sicher ein gewagtes Unterfangen, zumal rasch klar wurde, dass die Frontlinien nach altbekanntem Muster verliefen. Bei einer Niederlage hätte Böhr noch stärker ramponiert in den Wahlkampf starten müssen. Klar ist trotz Böhrs Sieg vor allem eins: Der CDU-Frontmann hat bis zur Landtagswahl noch allerhand zu tun, um seine Partei wirklich hinter sich zu scharen. Mit dem Prinzip "Augen zu und durch” erringt man nur Etappensiege. j.winkler@volksfreund.de

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