Breites Lächeln und ein Bäuchlein
Deauville · Krieg in Libyen, Atomkatastrophe in Japan - und Schuldenkrise überall. Die Welt ist derzeit in keinem guten Zustand. Wie schaffen es da die Politiker nur, beim G8-Gipfel ständig zu lächeln?
Deauville. Angela Merkel erfährt in Deauville gleich zu Anfang eine besondere Behandlung. Nicolas Sarkozy, Gastgeber des G8-Gipfels, kann bei der Begrüßung gar nicht mehr aufhören zu lächeln, führt sie eigens zu ein paar Schaulustigen am Absperrgitter. Die Kanzlerin schüttelt Hände, Frankreichs Staatschef wirft vor Freude die Arme in die Luft. Heile politische Welt. Am Ende scheint dem Franzosen so viel Volksnähe der Deutschen doch zu viel, Frau Merkel muss ein paar schnelle Schritte einlegen, um dem enteilenden Gastgeber zu folgen. Beide lächeln ohne Unterlass - so entspannt kann ein Gipfelauftakt sein.
Noch mehr Ehre wird da nur noch Barack Obama zuteil. Fast eine halbe Stunde zu spät taucht der US-Präsident auf, und dann hat er noch seinen russischen Kollegen Dmitri Medwedew im Schlepptau - Obama gibt sich nicht mal die Mühe zu verbergen, dass er zuvor ein Zweier-Treff mit dem Russen hatte. Doch der wirkliche "Mann im Glück" ist derzeit zweifelsohne Sarkozy. Erst ist Dominique Strauss-Kahn (DSK), sein ärgster Widersacher, für die Präsidentenwahlen ausgeschieden. Jetzt kann sich "Sarko" im Glanz des Gipfels sonnen. Aber Sarkozy hat noch einen viel besseren Trumpf im Ärmel. Als seine schöne Frau Carla Bruni-Sarkozy ins Rampenlicht tritt, hält das halbe Land den Atem an. Ohne Hemmungen nehmen die Kameras dieser Welt das sanft gewölbte Bäuchlein ins Visier, das sich unter dem weißen Kleid der 43-Jährigen abzeichnet. Seit Monaten überschlagen sich die Gerüchte und Spekulationen, an diesem Donnerstag scheint es erstmals so etwas wie einen echten Hinweis auf eine Schwangerschaft zu geben.
Selbstbewusst, glücklich wirkt das ehemalige Topmodel, mehrmals streicht sie mit der Hand über den Bauch, den Mantel hat sie eigens aufgeknöpft - wie eine kleine Demonstration wirkt die Szene. Eine Inszenierung? Böse Zungen behaupten, "Medienmann" Sarkozy würde das Geraune um die Schwangerschaft geradezu genießen, habe die Gerüchteküche der vergangenen Monate regelrecht angeheizt - eine Vaterschaft gilt als popularitätsfördernd, behaupten die Umfragen, besonders, wenn der angehende Vater 56 Jahre alt ist. Die Bilder der vermutlich Schwangeren drängen die Gipfelthemen streckenweise in den Hintergrund.
Dabei gibt es viel zu tun. Arabischer Frühling, Atomsicherheit nach Fukushima, Internet-Kriminalität und noch Themen wie Hunger und Elend in Afrika. Das Abschlusspapier heißt übrigens "Erklärung von Deauville". Es geht um Finanzhilfen für die mutigen Länder in Nahost und Nordafrika, die ihre Diktatoren und Dauerherrscher abschütteln. Es geht um mehr Sicherheit in den über 400 Atomkraftwerken in der Welt. "Wir brauchen eine Überprüfung der Sicherheitsstandards auch auf internationaler Ebene", mahnte Merkel schon aus Berlin. Verabschieden wollen die Gipfelteilnehmer das Abschlusspapier bereits am Freitagvormittag.
In Frankreich hat gestern ein Gipfel begonnen. So nennt man das, wenn sich Regierungschefs treffen, um über wichtige Themen zu sprechen. In diesem Fall ist es ein G8-Gipfel. G8 steht für die acht mächtigen Länder USA, Kanada, Japan, Russland, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und die anderen Chefs wollen sich bis Freitag über den Klimawandel, die Atomkraft, die Lage in Japan nach dem schweren Erdbeben und weitere Probleme unterhalten. Dafür sind nicht nur die Spitzenleute der acht Länder nach Frankreich gekommen, sondern noch viele andere Menschen. Zum Beispiel Vertreter von einigen Staaten Afrikas. Und alle haben einen ganzen Trupp an Mitarbeitern mitgebracht. Die meisen Ergebnisse stehen schon vorher fest - Experten und Minister haben sie in den vergangenen Monaten für ihre Länder ausgearbeitet. dpa