Brüssel, Mainz, Berlin: Politischer Streit um die Trierer Viezporz

Trier · In der Region Trier wird Viez seit Jahrzehnten aus der Porz getrunken. Wegen einer EU-Richtlinie droht dem traditionellen Porzellangefäß jetzt das Aus. Die grüne Wirtschaftsministerin Eveline Lemke will die Porz retten.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer ist alarmiert, die Wirtschaftsministerin natürlich auch und dazu eine ganze Schar von Landes- und Kommunalpolitikern. Sie sollen - quasi in letzter Minute - die Viezporz retten, die der EU-Regulierungswut zum Opfer fallen könnte. Das jedenfalls ist die Befürchtung des Eifeler Unternehmers Walter Plein, in dessen Kunstkeramik-Werkstätten die beliebten Trinkgefäße seit fünf Jahrzehnten aus gebrannter Porzellanmasse (Kurzform Porz) hergestellt werden.
Ab Januar nächsten Jahres dürfen nämlich nur noch Viezporze mit einem innen angebrachten Eichstrich verkauft werden. Einer der Gründe: Der Verbraucher soll auf den ersten Blick sehen können, ob das Trinkgefäß auch bis zum Eichstrich gefüllt worden ist.
Klingt gut, ist aber bei der Viezporz in der Praxis nicht zu machen. "Im Porzellan-Gießverfahren kann man innen keine Füllmarkierung anbringen", sagt Hanspitt Weiler von der Trierer Viezbruderschaft. "Was nicht geht, geht nicht", sagt Firmenchef Walter Plein. Davon hätten sich die Experten vom Landesamt für Eich- und Messwesen bei einem Besuch vor Ort überzeugt.
Plein und die Trierer Viezbruderschaft haben unlängst an die Mainzer Wirtschaftsministerin Eveline Lemke appelliert, sich für eine Viezporz-Sonderregelung einzusetzen. Offensichtlich erfolgreich. Rheinland-Pfalz werde sich im Anfang August tagenden Bund-Länder-Fachausschuss für eine Sonderreglung starkmachen, sagte Lemke-Sprecherin Stefanie Mittenzwei unserer Zeitung. Komme es dort nicht zu einer Lösung, "starten wir im September eine Bundesratsinitiative für die Viezporz", sagt Mittenzwei. Das dürfte auch dem Präsidenten des rheinland-pfälzischen Gaststättenverbands Dehoga, Gereon Haumann, gefallen. Er fordert: "Hände weg von unserer Viezporz."

Kommentar: Blödsinn aus Brüssel

Viel Wallung um Porz, Kölsch, Krug und Stößchen

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