Bundestag beschließt höhere Strafen für Raser

Berlin · Der Bundestag hat höhere Strafen für Raser beschlossen. In der Vergangenheit kam es zu tödlichen Unfällen und heftigen Diskussionen über das Strafmaß.

 Fahrzeugteile liegen im Februar 2016 in Berlin nach einem illegalen Autorennen in der Tauentzienstraße. Foto: dpa

Fahrzeugteile liegen im Februar 2016 in Berlin nach einem illegalen Autorennen in der Tauentzienstraße. Foto: dpa

Foto: Britta Pedersen (dpa-Zentralbild)

Teilnehmer und Veranstalter illegaler Autorennen müssen sich auf deutlich härtere Strafen einstellen. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf verabschiedete der Bundestag am Donnerstag. Er sieht auch vor, die Fahrzeuge der Beteiligten einzuziehen.

Wer illegale Autorennen veranstaltet oder daran teilnimmt, soll künftig mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft werden - und mit bis zu zehn Jahren, wenn jemand dabei schwer verletzt oder getötet wird. Bisher wird die Teilnahme an solchen Rennen mit 400 Euro Bußgeld und einem Monat Fahrverbot geahndet.

Illegale Rennen bringen immer wieder Menschen in Gefahr. Ende März waren erstmals in Deutschland zwei Raser nach einem illegalen Rennen mit tödlichem Ausgang des Mordes schuldig gesprochen worden.
Das Landgericht Berlin verhängte lebenslange Haftstrafen. Nach dem Tod eines Fußgängers in Mönchengladbach sitzt der mutmaßliche Unfallfahrer wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen in diesem Fall sind laut Polizei umfangreich. Unter anderem werden Videoaufnahmen ausgewertet. "Zeugen berichten, dass die Fahrer immer wieder versuchten, sich gegenseitig zu überholen", hatte dazu ein Polizeisprecher gesagt.

Auf einer vierspurigen Straße, auf der Tempo 40 gefahren werden darf, soll der 28-Jährige mit überhöhter Geschwindigkeit auf die Fahrbahn des Gegenverkehrs gefahren sein. Dort wollte ein 38 Jahre alter Mann die Straße überqueren. Der Fußgänger wurde beim Zusammenprall mit dem Auto so schwer verletzt, dass er noch an der Unfallstelle starb. Am Montag waren am Schauplatz noch die Markierungen der Spurensicherung zu sehen. Ein Holzkreuz, Blumen und Kerzen erinnern an den Tod des Mannes.

Der Abgeordnete Sebastian Steineke (CDU) sagte in der von großer Einmütigkeit geprägten abschließenden Debatte: "Es geht darum, diesen Wahnsinn auf unseren Straßen zu beenden." Den Gesetzesentwurf hatte der Bundesrat eingebracht.KommentarKampf dem Irrsinn

 Mit einem Kreuz, Kerzen und Blumen wird an der Unfallstelle in Mönchengladbach eines Unfalltoten gedacht. Foto: dpa

Mit einem Kreuz, Kerzen und Blumen wird an der Unfallstelle in Mönchengladbach eines Unfalltoten gedacht. Foto: dpa

Foto: Roland Weihrauch (dpa)

Eines ist doch zweifelsfrei klar: Wer mit einem irrsinnigen Tempo durch eine Innenstadt rast, egal zu welcher Tageszeit, an dessen Geisteszustand muss man erheblich zweifeln. Vor allem dann, wenn derjenige auch noch glaubt, seine PS-Waffe jederzeit unter Kontrolle zu haben. Das kann nicht funktionieren. Es ist an der Zeit gewesen, dass die Politik endlich auf das immer häufiger auftretende Phänomen mit Strafverschärfungen reagiert. Bisher wurde der Irrsinn rein rechtlich lediglich mit Samthandschuhen angefasst. Jeder PS-Junkie, fast immer sind es junge Männer, weiß nun jedoch, was ihm durch die vom Bundestag beschlossenen Verschärfungen blühen kann. Und erinnert sei daran, dass ein Berliner Gericht Raser unlängst wegen Mordes verurteilt hat. Illegale Autorennen werden damit aus der Ecke der Kavaliersdelikte geholt. Gleichwohl heißt das nicht zwangsläufig, dass die Pseudo-Rennfahrer zur Besinnung kommen. Ihre Lernkurve steigt meistens nicht gerade steil an. Insofern kommt es nun darauf an, dass die Polizei entschieden durchgreift und die Justiz den neuen Strafrahmen ausschöpft. nachrichten.red@volksfreund.de

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