Bundeswehr auch regional auf Sparkurs

Kleinere Bundeswehrstandorte müssen sich laut Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg auf Schließungen einstellen. In der Region haben die Äußerungen unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen.

Daun/Gerolstein/Trier. Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat mit seinen Äußerungen zu den Sparplänen der Bundeswehr dieser Tage große Diskussionen ausgelöst. Von den möglichen Schließungen könnten auch die Bundeswehrstandorte in der Region betroffen sein.

Daun. Mit rund 1200 Soldaten und Zivilbeschäftigten ist die Dauner Heinrich-Hertz-Kaserne die größte in der Region. Für die Stadt ist sie ein großer Wirtschaftsfaktor, an dem viele Arbeitsplätze hängen. Neben Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen (SPD) ist deshalb auch Hans-Dieter Wilhelm, Vorsitzender des Gewerbevereins beunruhigt. Eine Schließung wäre laut Wilhelm "ein großer Verlust für Daun, die Region und damit natürlich auch für das Gewerbe".

Oberst Reinhard Jörß, Kommandeur des Fernmeldebereichs 93, hat die Rede des Verteidigungsministers live erlebt. "Ich habe seine Ausführungen so interpretiert, dass regionale Aspekte offenbar künftig nicht mehr ganz oben auf der Prioritätenliste stehen", sagt Jörß im Gespräch mit dem TV. Für den Standort Daun ist er aber optimistisch.

Gerolstein. Knapp neun Millionen Euro fließen derzeit in die Eifelkaserne in Gerolstein-Lissingen. Investiert wird in ein neues Wirtschaftsgebäude. Für Matthias Pauly (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gerolstein, ist deshalb die Frage nach dem Standort Eifelkaserne "noch reine Spekulation". Es sei viele Jahre darauf hingearbeitet worden, dass Gerolstein ein sicherer Standort sei, der nicht in Frage gestellt werde. "Die rund 1000 Soldaten sind zudem seit vielen Jahren ins städtische Leben integriert", hebt Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU) hervor.

Trier. In der Stadt Trier gibt es mit der General-von-Seidel-Kaserne und der Wehrtechnischen Dienststelle noch zwei Bundeswehrstandorte. Die Schließung der General-von-Seidel-Kaserne ist allerdings schon beschlossen. Die 90 Soldaten des dort beheimateten "Zentrums Elektronischer Kampf, Fliegende Waffensysteme" werden im nächsten Jahr nach Süddeutschland verlegt.

In der Wehrtechnischen Dienststelle arbeiten rund 350 Zivilisten. Die Beschäftigten hoffen aber, dass nur Standorte geschlossen werden, an denen auch Soldaten stationiert sind. Extra Sparpläne der Bundeswehr: Guttenberg hatte angesichts der Sparzwänge im Bundeshaushalt Kürzungen bei der Bundeswehr angekündigt. Details zu den Einsparungen sind noch offen. Auf dem Prüfstand stehen neben der Zukunft von Standorten auch Milliarden-Rüstungsprojekte. Der CSU-Politiker betonte allerdings, dass Standortschließungen nicht zu den ersten Sparmaßnahmen gehören würden. Erst seien die anderen Entscheidungen, etwa hinsichtlich Personalumfang und Ausrüstung zu treffen. Die Gewerkschaft Verdi forderte sofort einen Tarifvertrag, um die soziale Absicherung der Betroffenen zu gewährleisten. Jürgen Dehnert, Pressesprecher von Verdi Rheinland-Pfalz, kritisierte im Gespräch mit dem TV das Vorgehen des Verteidigungsministers als "ziemlich forsch". Alle Bürgermeister von Orten mit Kasernen seien dadurch in Aufregung versetzt worden. Besonders auch, da man die Gewerkschaften flächendeckend im Unklaren gelassen habe. (hsc/dpa)

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