Bunte Republik Deutschland: Die Koalitionsvielfalt in den Ländern nimmt zu

Berlin · Mit dem rot-rot-grünen Senat in Berlin bekommt Deutschland einen weiteren koalitionspolitischen Farbtupfer. Überhaupt ist die Republik nach den insgesamt fünf Landtagswahlen in diesem Jahr deutlich bunter geworden. Nachfolgend ein Überblick:

Rot-Rot-Grün: Eine Konstellation aus SPD, Linken und Grünen wurde bereits vor zwei Jahren in Thüringen aus der Taufe gehoben. Anders als in Berlin ist dort aber die Linke stärkste Kraft und stellt mit Bodo Ramelow den Ministerpräsidenten.

Rot-Gelb-Grün: Eine so genannte Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen ist seit ein paar Monaten in Rheinland-Pfalz im Amt. Davor gab es so etwas nur zwei Mal. Von 1990 bis 1994 in Brandenburg und von 1991 bis 1995 in Bremen. Keine der beiden Regierungen überstand damals die volle Wahlperiode.

Schwarz-Rot-Grün. Die seit April amtierende Landesregierung in Sachsen-Anhalt aus CDU, SPD und Grünen ist eine echte Premiere. Das auch als "Kenia-Koalition" bezeichnete Bündnis ist gewissermaßen eine politische Notgemeinscha1ft. Für eine große Koalition aus Union und SPD hat es rechnerisch nicht mehr gereicht.

Rot-Grün-Blau: Die auch "Dänen-Ampel" genannte Koalition in Schleswig-Holstein besteht schon seit dem Jahr 2012. Damals konnte die SPD dort nur mit Hilfe der Grünen und des "Südschleswigschen Wählerverbands" (SSW), also der dänischen Minderheit, an der Macht bleiben, nachdem sie zuvor Juniorpartner in einer großen Koalition war.

Grün-Schwarz: Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik gibt es in Baden-Württemberg seit wenigen Monaten ein Zweierbündnis mit der CDU unter grüner Führung. Ministerpräsident in der "Kiwi-Koalition" ist Winfried Kretschmann.

Schwarz-Grün: Die einzige Koalition aus CDU und Grünen als Juniorpartner regiert derzeit in Hessen. 2008 gab es Schwarz-Grün bereits in Hamburg. Doch das Experiment scheiterte nach nur zwei Jahren.

Rot-Grün: Regierungen aus SPD und Grünen gibt es derzeit in Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Unter Kanzler Gerhard Schröder war das Bündnis von 1998 bis 2005 im Bund an der Macht. Derzeit verfehlt es eine Mehrheit jedoch deutlich.

Rot-Rot: Das einzige Land mit einer Regierung aus SPD und Linken ist Brandenburg. Zwischen 2001 und 2011 wurde allerdings auch schon Berlin rot-rot regiert, eine Weile auch Mecklenburg-Vorpommern.

Schwarz-Rot: Große Koalitionen aus Union und SPD amtieren nur noch in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern sowie im Saarland.

Schwarz-Gelb: CDU gemeinsam mit der FDP - das war das gängige Regierungsbündnis der 80er und 90er Jahre im Bund und in vielen Ländern. Wegen der Schwäche der FDP ist es jetzt aber ausgestorben.

Schwarz pur: Mit absoluter Mehrheit kann lediglich eine Partei regieren - die CSU in Bayern.

Fazit: Nur noch in zehn Bundesländern sind zwei Parteien zusammen stark genug, eine Regierung zu bilden. In den anderen sechs Ländern braucht es dafür schon drei Parteien. So viel Farbe war noch nie.

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