Bush läßt keine Zweifel am Irak-Krieg zu

Von den Tausenden Demonstranten, die gestern in Washington anlässlich des fünften Jahrestags der Irak-Invasion auf die Straße gingen, bekam US-Präsident George W. Bush nichts mit. Er befand sich im Pentagon auf freundlich gesinntem Territorium, als er in einer Grundsatzrede vor Generälen, Soldaten und Zivilangestellten die rund um die Welt heftig kritisierte Militäraktion erneut vehement verteidigte.

Washington. Trotz der "hohen Kosten an Menschenleben und Vermögen" - einer Regierungsbilanz zufolge starben bisher 3990 US-Soldaten in dem 500 Milliarden Dollar teuren Krieg — hege er keine Zweifel, dass sein Befehl zum Einmarsch am 20. März 2003 richtig gewesen sei, sagte Bush. "Der Sturz Saddam Husseins war die korrekte Entscheidung."Ein vorschneller Truppenabzug kommt für den Präsidenten dabei in den verbleibenden zehn Monaten seiner Amtszeit nicht in Frage: Dies würde lediglich dem Terrorismus Auftrieb geben und den Einfluss des Irans in der Region stärken, betonte Bush. Während der Abgeordnete John Dingell in einer Stellungnahme vor der Bush-Rede die Position der US-Demokraten mit den Worten resümierte, der Jahrestag markiere einen "düsteren Meilenstein" mit der weiter ungelösten Abzugsfrage, wehrte sich der Präsident gegen Kritik, sprach aber gleichzeitig von einer "verständlichen Debatte" über die Kosten des Krieges und die Frage, ob dieser gewonnen werden könne.

Die derzeitigen Erfolge in der Beruhigung der Lage, die Experten auf die deutliche Erhöhung der US-Truppenpräsenz zurückführen, hält Bush für "unbestreitbar". Ein weiteres Engagement sei deshalb unabdingbar, weil ansonsten "ein strategischer Sieg unserer Feinde" drohe. Bush bezog diese Aussage vor allem auf die Terrororganisation El Kaida, die am stärksten von einem Sicherheitsvakuum im Irak profitieren würde.

Derzeit befinden sich rund 158 000 US-Soldaten im Land. Wie gestern bekannt wurde, will George W. Bush nach den Osterfeiertagen mit der Pentagon-Führung und seinen Generälen über eine mögliche Verringerung auf 140 000 Mann bis zum Sommer reden.

Der US-Oberbefehlshaber im Irak, General David Petraeus, hat allerdings bereits durchblicken lassen, dass er noch mehr Zeit benötige, um Auswirkungen eines Truppenabzugs einschätzen können.

Meinung

Schwere Erblast

Von Friedemann Diederichs

Die Frage, ob sich die Opfer im Irak gelohnt haben, muss man mit einem "Nein" beantworten. Massenvernichtungswaffen wurden nie gefunden. Auch gibt es keine Indizien für eine Kooperation des gestürzten Regimes und der El Kaida. Der Terrorgruppe jedoch gelang es in den Kriegswirren, neue Unterstützer zu rekrutieren. Ethnische Spannungen zwischen den Volksgruppen im Irak sind eskaliert. Die Entfernung von Saddam Hussein, dessen Verbrechen gut dokumentiert waren, kann diese Negativentwicklungen kaum aufwiegen. Die Präsidentschaftskandidaten beider Parteien stehen irgendwann vor dem Irak-Dilemma: Welche Kosten sind erträglicher? Die zu bleiben - oder die zu gehen? Der neue US-Präsident sieht seine wichtigste außenpolitische Herausforderung bereits vor sich. nachrichten.red@volksfreund.de

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