Bush setzt auf die Macht der Bilder

WASHINGTON. Hollywood hätte kein besseres Drehbuch schreiben können für den Auftritt von US-Präsident George W. Bush am Donnerstag. Die Propaganda-Regisseure des Weißen Hauses hätten ihm wohl den Titel gegeben: Ein erfolgreicher Feldherr bringt die siegreichen Truppen in die Heimat zurück.

Erst eine spektakuläre Landung auf dem Flugzeugträger-Deck, dann eine umjubelte Rede vor den 5000 Männern und Frauen an Bord der "Abraham Lincoln" - und der zur besten Sendezeit zugeschalteten Nation: Die Inszenierung der mit Spannung erwarteten jüngsten Bush-Rede war perfekt. Man habe für die Freiheit und den Frieden der Welt gekämpft, der Tyrann sei gestürzt, und man lasse ein freies Irak zurück - das sind einige der Kernsätze, die Bush unter dem Banner "Mission erfüllt" auf dem Kriegsschiff spricht, von dem ein Drittel aller über dem Irak abgeworfenen Bomben stammen.

Mission erfüllt? Der Umstand, dass Bush während des pompös-patriotischen Finales eine formelle Siegeserklärung vermied und lediglich ein Ende der Kampfhandlungen verkündete, liefert ein weiteres Indiz dafür, dass das Weiße Haus die Hausaufgaben im Irak, aber auch in der weltweiten Kampagne gegen den Terrorismus noch längst nicht als erfolgreich erledigt ansieht. "Bush will sich zunächst einmal alle Türen für den weiteren Kampf gegen den Terror offenhalten", analysierten gestern Kommentatoren des Fernsehsenders CNN die mit dem Auftritt verbundene Langzeit-Botschaft. Der Irak-Krieg wurde von Bush, da ist man sich in Washington weitgehend einig, ohnehin nur als eine von vielen Schlachten im übergeordneten Kampf gegen den weltweiten Terrorismus betrachtet. Immer noch suche man nach Saddam Hussein und den vermuteten verbotenen Waffen, was ebenfalls derzeit einen formellen Schluss-Strich verbiete.

Doch die Flugzeugträger-Szenen vor der kalifornischen Küste sollten Beobachtern zufolge noch weitaus mehr vermitteln: ein Signal geben an die Wähler, dass sich der Präsident nun wieder mehr den Herausforderungen in der Heimat widmet. Und sie sollten eine Aufforderung richten an jene Länder, die sich militärisch nicht beteiligt hatten, nun zumindest mit humanitären Hilfen dabei zu sein. Bush versuchte, Zweifel am künftigen US-Engagement zu zerstreuen: "Schwierige Arbeit liegt vor uns, der Übergang von einer Diktatur zur Demokratie benötigt Zeit." Zuvor schon hatten Regierungsbeamte klar gemacht, dass man trotz der blutigen Proteste im Irak die Truppen nicht vorzeitig abziehen werde.

Mehrheit der Amerikaner steht hinter Bush

Zudem vermischte der US-Präsident immer wieder die Ereignisse des 11. September 2001 und den Kampf gegen den Terrorismus mit der Irak-Intervention. Es war der Versuch, eine Kriegslegitimation zu schaffen, auch wenn das Weiße Haus bis heute schlagkräftige Beweise für eine Verbindung des Saddam-Regimes zur El Kaida-Organisation schuldig geblieben ist. Doch Bush hofft auf die Überzeugungskraft von Worten allein: "Die Befreiung des Irak ist ein entscheidender Fortschritt im Kampf gegen den Terror", sagt er. Und behauptet: "Wir haben einen Verbündeten des El-Kaida-Netzwerks beseitigt."

Zwei Mal fällt in seiner 20-minütigen Ansprache der Begriff "Massen-Vernichtungswaffen". Bush kündigt an, die Suche nach ihnen fortzusetzen und alles daran zu setzen, verbotene Waffen aus den Händen von Terroristen zu halten - ein erneuter Warnschuss vor allem in Richtung Syrien, Iran und Nordkorea. Ob das Regime von Saddam tatsächlich Massen-Vernichtungswaffen besaß, scheint dabei für die meisten Amerikaner momentan keine wesentliche Rolle zu spielen: Einer Umfrage zufolge halten derzeit 79 Prozent der Befragten den Krieg gegen den Irak für gerechtfertigt, auch wenn keine chemischen oder biologischen Waffen gefunden werden, und glauben, dass Bush den "Job" gut erledigt hat.

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