Cattenom: Landkreis will klagen

TRIER. (wie/GF) Wirbel um den französischen Atommeiler Cattenom: Künftig soll mehr Strahlung in die Mosel eingeleitet werden. Der Kreis Trier-Saarburg will notfalls dagegen klagen. Das Mainzer Umweltministerium legt Einspruch ein. Die Grünen fordern eine Plan-Offenlegung auch auf deutscher Seite.

Der Trier-Saarburger Landrat Richard Groß (CDU) ist sauer. Falls die bislang vorliegenden Informationen über die Pläne des lothringischen Kraftwerkes Cattenom zutreffen, die radioaktiven Einleitungen in die Mosel um 25 Prozent zu erhöhen, schließt er eine Klage dagegen nicht aus. Eine weitere Belastung der Mosel mit radioaktiven Stoffen sei nicht hinnehmbar. Bereits 1995 hat der Landkreis gegen die Errichtung der Kraftwerksblöcke drei und vier geklagt - allerdings erfolglos. Was die Kraftwerksbetreiber genau planen, weiß Groß genauso wenig wie andere deutsche Behörden. Offiziell wurde der Kreis nicht informiert. Auch dem Bundesumweltministerium liegen keine prüffähigen Unterlagen vor. Während in den 44 luxemburgischen und lothringischen Nachbargemeinden von Cattenom bis 30. September die Pläne offen gelegt werden, haben die deutschen Mosel-Gemeinden keine Gelegenheit dazu. Die Grünen im Mainzer Landtag fordern daher von der Landesregierung, für Akteneinsicht auf deutscher Seite zu sorgen. Im Mainzer Umweltministerium hieß es zunächst nur, man sei seit 7. Juli über die Pläne informiert und werde diese prüfen. Dann ließ Umweltministerin Margit Conrad (SPD) verkünden, man lehne die Erhöhung der radioaktiven Ableitungen in die Mosel ab. Es gebe keinen Grund, dies dem Kraftwerksbetreiber, der französischen Electricité de France (EDF), zu genehmigen. Die Bitburger Grünen-Bundestagsabgeordnete Ulrike Höfken nennt die Pläne "empörend": "Die Mosel ist schon belastet genug." Sie will das Thema in den Bundestag bringen. Die Franzosen sind allerdings, was ihren Umgang mit der Atomtechnik betrifft, offenbar nicht so schlecht wie ihr Ruf. So hat sich nämlich im Rahmen von Recherchen der "Saarbrücker Zeitung" herausgestellt, dass in deutschen Kernkraftwerken heimlich vorgenommen wurde, was die EDF jetzt für Cattenom beantragt hat: den verbesserten Abbrand der Brennelemente im Reaktor. Dies wurde der Zeitung vom Öko-Institut Darmstadt, von Greenpeace in Hamburg sowie auch von deutschen Nuklearexperten bestätigt, die nicht genannt sein wollten. Danach hat in deutschen Kernkraftwerken bereits Ende der 80er Jahre ein Prozess eingesetzt, mit dem allmählich der Abbrand der Brennelemente erhöht wurde. Ein technischer Vorgang, der unausweichlich mit der Ableitung größerer Mengen von radioaktivem Tritium verbunden zu sein scheint.

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