Cattenom: Saarländischer Experte zweifelt an Sicherheit

Saarbrücken · Ebenso wie die saarländische Umweltministerin Simone Peter (Grüne) hält offenbar auch der Stresstest-Beobachter Dieter Majer das lothringische Atomkraftwerk in Cattenom für nicht ausreichend gesichert. Nach deutschem Recht sei es „vermutlich nicht genehmigungsfähig“.

Dieter Majer, der vom Saarland, Rheinland-Pfalz und Luxemburg beauftragte Beobachter des Stresstests im Atomkraftwerk Cattenom, hat offenbar Zweifel an der Sicherheit der Anlage. Auf TV-Anfrage sagte Majer, dass das lothringische Kernkraftwerk in seinem "jetzigen Zustand nach deutschem Atomrecht vermutlich nicht genehmigungsfähig" wäre. Die Anlage entspreche "nicht in allen Bereichen dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik".

Ergebnisse bis 15. September

Majer betonte allerdings, dass "eine belastbare Bewertung der Sicherheit in Cattenom zur Zeit nicht möglich" sei, da eine Überprüfung von deutscher Seite bislang nicht erlaubt wurde. Majer war von 1999 bis zu seiner Pensionierung im Frühjahr dieses Jahres Leiter der Unterabteilung "Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen" im Bundesumweltministerium. Als Beobachter kann Majer nach Angaben des saarländischen Umweltministeriums Unterlagen zu dem Stresstest einsehen, an Beratungen der französischen Behörde für Nukleare Sicherheit (ASN) sowie an der Begehung des Atomkraftwerkes teilnehmen. Im Umweltministerium wird zwar eingeräumt, dass Majer "die Ergebnisse des Stresstests in Cattenom nicht unmittelbar beeinflussen" könne. Man gehe jedoch davon aus, dass von ihm gestellte Fragen zur Sicherheit der Anlage von der ASN beantwortet werden - "und damit ein mittelbarer Einfluss gegeben ist".

Majer hatte am Dienstag an einer Vorbesprechung zu den französischen Stresstests in Paris teilgenommen. Dabei hätten unter anderem Vertreter des Energiekonzerns EDF und des Nukleartechnik-Herstellers Areva Vorschläge zu den Stresstests gemacht. Details darf Majer nicht mitteilen, er sei zur Geheimhaltung verpflichtet worden.

Das saarländische Umweltministerium will darauf drängen, "dass zukünftig solche Restriktionen möglichst vermieden werden". Den Stresstest in Cattenom führt der Betreiber EDF auf Basis des EU-Stresstestprogramms durch. Ergebnisse sollen der ASN bis 15. September vorgelegt und dort bis 9. Dezember ausgewertet werden. Während dieser Zeit soll auch eine Begehung von Cattenom stattfinden, an der Majer "voraussichtlich" teilnehmen wird. Im Juni 2012 werden die Ergebnisse veröffentlicht.

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