CDU schwört auf ihren Vormann

MAINZ. Die CDU demonstriert eindrucksvoll Geschlossenheit: Mit mehr als 90 Prozent Zustimmung für ihren Vorsitzenden Christoph Böhr fiel das Signal der Einigkeit beim Mainzer Parteitag selbst für den Unions-Vormann schon "fast traumhaft" aus.

Entschlossenes Anpacken war angesagt, als sich die mehr als 400 CDU-Delegierten in der umgerüsteten großen Reparaturhalle der früheren Mainzer Panzerwerke versammelten, um einen endgültigen Schlussstrich unter die Führungsquerelen des letzten Jahres zu ziehen. "Die Halle ist groß genug, auch alle unter einen Hut zu bekommen", witzelte ein Basis-Vertreter. Sitzungspräsident Kurt Lechner, Chef des Parteibezirks Rheinhessen-Pfalz, ließ keinen Zweifel an der Tagesparole aufkommen: "Wir erwarten ein starkes Signal der Geschlossenheit und Entschlossenheit", verkündete er dem Parteivolk, das sich am Ende Böhr-treu zeigte und hinter den Vorsitzenden scharte. Entscheidende Weichenstellungen hatte die Parteitags-Regie bereits wenige Tage vorher geleistet, indem Böhrs ärgster Widersacher Joachim Hörster seinen Rückzug vom Amt des Bezirksvorsitzenden Koblenz-Montabaur und damit quasi seinen Entschluss zum Frieden öffentlich dokumentierte. Entsprechend locker und gelöst konnte sich der 51-jährige Trierer vornehmen, einen Parteitag "in entspannter Atmosphäre und guter Laune zu genießen". Doch der Oppositionsführer, der noch vor zwei Jahren für die Wahlschlappe 2001 mit nur 75 Prozent Zustimmung bei der Vorstandswahl abgestraft wurde, zeigte sich auch kämpferisch: "In zehn Monaten will ich Ministerpräsident hier in Mainz werden, so wie Jürgen Rüttgers in Nordrhein-Westfalen", rief er den Delegierten zu, die ihm mit lang anhaltendem Applaus breite Unterstützung signalisierten. "Einig und gemeinsam schaffen wir es", mahnte Böhr, der den Appell zur Geschlossenheit immer wieder auch mit dem Blick zurück auf erfolgreichere Zeiten der Union im Land verband. Mit eindringlichen Worten schwor er den Parteitag auf einen Machtwechsel ein. In Berlin bereiteten sich die politisch gescheiterten Genossen mit ihrer Kapitalismuskritik in tiefer Verzweiflung auf ihre Rückkehr in die Opposition vor, so Böhr. In Mainz halte die Regierung Festreden, während das Land pleite sei. "Die SPD hat ihr Pulver verschossen. Das ist unsere Chance, und die werden wir nutzen", zeigte Böhr Kampfeswillen und sprach damit dem Parteitag aus der Seele. Doch bei allen Attacken auf den politischen Gegner stand doch in erster Linie die Rückendeckung für den Frontmann im Mittelpunkt des Interesses. Uneingeschränkte Unterstützung für Böhr forderte der frühere Trierer Bezirkschef Peter Rauen, der den Parteivorsitzenden im vergangenen Jahr herausgefordert, aber in einer Mitgliederabstimmung um die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl deutlich den Kürzeren gezogen hatte. Auch der bisher stets als Böhr-Kritiker aufgefallene Vorsitzende des Kreisverbandes Bernkastel-Wittlich, Alexander Licht, stimmte in den Chor der Unterstützer ein und verlangte Zustimmung über alle Reihen. Ein "fast traumhaftes Ergebnis" von 93,6 Prozent löste nach der Bekanntgabe minutenlange Begeisterung im Saal aus. Eine Jazztanzgruppe aus der Pfalz stürmte als Cheerleaders nach amerikanischem Vorbild die Bühne. Doch bevor die Stimmung überzuschäumen drohte, griff Böhr wieder ein. Man habe einiges wieder in Ordnung gebracht, stellte er fest, bevor er zur Attacke auf die Staatskanzlei blies. "Ministerpräsident Beck muss sich warm anziehen", warnte der Herausforderer.

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