Clements Schönfärberei

Wir haben den richtigen Kurs eingeschlagen, lautet das Urteil von Wolfgang Clement über die neuesten Hiobsbotschaften vom bundesdeutschen Arbeitsmarkt. Soviel Gesundbeterei ist beinahe schon zynisch. Legt man die Erfassungsmethoden des Vorjahres zu Grunde - damals zählten die Teilnehmer an berufsvorbereitenden Trainingsmaßnahmen noch als Arbeitslose - dann ergibt sich sogar ein neuer Negativ-Rekord seit der Wiedervereinigung.

Um dies einzugestehen, müsste der Wirtschaftsminister freilich seine Arbeitsmarktreform kritisch hinterfragen. Gemessen an den traurigen Ergebnissen ist das mit viel Tamtam begleitete Hartz-Konzept ein Rohrkrepierer. Viel mehr als eine geschönte Statistik kam jedenfalls noch nicht dabei heraus. Beispiel Ich-AG. Rund 134 000 Existenzgründer wurden Ende Mai registriert. Das klingt beeindruckend. Doch die Arbeitsämter braucht die Geschäftsidee nicht zu interessieren. Die Fördermittel fließen auch so - und damit wohl vielfach am Markt vorbei. Schon deshalb ist absehbar, dass zahlreiche Selbständige in die Arbeitslosigkeit zurückkehren werden. Selbst die Nürnberger Bundesagentur hält sich inzwischen mit euphorischen Prognosen zurück. Der hohe Ölpreis lässt den Glauben an die Konjunktur sinken. Vertröstet wird deshalb schon mal auf den Herbst. Dann ist allerdings ein neues Dilemma absehbar. Selten war die Lehrstellenlücke so groß wie in diesen Tagen. Zweifel sind angebracht, dass sie durch einen freiwilligen Ausbildungspakt vollständig geschlossen werden kann. Vom umstrittenen Gesetz zur Ausbildungsplatzabgabe wäre erst Recht kein Heil zu erwarten. Um so mehr wird der Wirtschaftsminister die Arbeitsmarktzahlen im nächsten Monat wieder voller Optimismus kommentieren. nachrichten.red@volksfreund.de

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