Cochemer Nachsitzen mit Folgen

COCHEM. 1961 gab es erstmals in der bundesdeutschen Geschichte eine Nachwahl: Im Wahlkreis 151 Cochem, der die damaligen Kreise Zell, Cochem, Simmern und Bernkastel umfasste, war 13 Tage vor der Wahl am 17. September SPD-Direktkandidat Fritz Klein im Alter von 62 Jahren gestorben. Erst zwei Wochen verspätet, am 1. Oktober, gingen die 120 000 Wahlberechtigten zur Wahl.

Doch auch ohne das Cochemer Ergebnis wurde in der Wahlnacht am 17. September das Ergebnis verkündet. Diskussionen gab es darüber damals nicht. Im Gegenteil: In Bonn begannen, wenn auch schleppend, die Koalitionsverhandlungen.Dennoch wurde diese Nachwahl von allen Parteien zur Test- und Prestigewahl erklärt. Die CDU unter Bundeskanzler Adenauer hatte wenige Wochen nach dem Bau der Berliner Mauer die absolute Mehrheit verloren, die SPD, vor allem aber die FDP, hatte viele Stimmen hinzugewonnen. Entsprechend groß war auch das Aufgebot der Parteien in den beiden Wochen im Wahlkreis 151.

Für die Sozialdemokraten kamen der Parteivorsitzende Erich Ollenhauer und sein Vize Herbert Wehner in den Cochemer Wahlkreis, bei der FDP war es Parteichef Erich Mende, bei der CDU Bundesarbeitsminister Theodor Blank. Insgesamt wurden in den beiden Wochen über 100 Wahlveranstaltungen organisiert.

Wenn die Mehrheitsverhältnisse in Bonn auch ohne das Cochemer Wahlergebnis feststanden, ging es doch um zwei Mandate. So rechnete sich die FDP bei einem guten Cochemer Ergebnis ein weiteres Mandat im Bundestag aus, während die rheinland-pfälzische SPD hoffte, dass durch die Cochemer Stimmen einer ihrer Listenkandidaten den Vorzug vor der hessischen SPD-Landesliste erhalten würde. Und in der Tat: Zwar konnten die Christdemokraten und ihr Direktkandidat Paul Gibbert (Moselkern) den Wahlkreis mit rund 60 Prozent der Stimmen erneut klar für sich entscheiden, sie verloren aber fünf Prozentpunkte, während die SPD und ihr neuer Direktkandidat Walter Gorges (Simmern) mit 20 Prozent und die FDP mit 18 Prozent deutlich zulegen konnten.

Diese Stimmengewinne reichten für einen zusätzlichen SPD-Kandidaten aus dem Land. Und bei den Liberalen zog aus Niedersachsen ein weiterer Abgeordneter in den deutschen Bundestag ein, während die CDU ein Mandat nachträglich verlor.

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