Countdown läuft: Der Papst kommt nach Deutschland

Berlin · Noch knapp zwei Wochen, dann ist es so weit: Papst Benedikt XVI. reist in seine deutsche Heimat. Schon jetzt steht fest: Der Deutschlandbesuch wird ein Massenspektakel. Und er birgt eine gewisse politische Brisanz.

Berlin. Der Papst kommt, und einer freut sich besonders: Helmut Kohl. Wenn Benedikt XVI. in zwei Wochen zum dritten Mal seine deutsche Heimat besucht, wird er in Freiburg auch mit dem Altkanzler zusammentreffen. Es ist ein Wiedersehen, das sich Benedikt ausdrücklich gewünscht hat. In Berlin hingegen gibt es Bundestagsabgeordnete, die dem Heiligen Vater nicht so wohlgesinnt gegenüberstehen wie Kohl. Es drohen Proteste.

Eine gewisse Brisanz begleitet damit die Reise vom 22. bis 25. September, die in der Hauptstadt beginnen und den Papst dann nach Erfurt und Freiburg führen wird. Das gilt indirekt aber auch für das Treffen mit Helmut Kohl - es findet in einer Zeit statt, in der sich der Pfälzer wieder in die Politik einmischt, und das zulasten seiner Nachfolgerin Angela Merkel. In der CDU haben viele nicht vergessen, dass die Protestantin es 2009 wagte, das Oberhaupt der katholischen Kirche öffentlich für den Umgang mit dem Holocaust-Leugner Williamson zu tadeln. Benedikt und Kohl zusammen - das von Merkel vernachlässigte "C" in der CDU, wie Kritiker behaupten, könnte kaum bessere Fürsprecher finden.
Treffen mit Missbrauchsopfern?


Wobei der Papst bei seinem Besuch natürlich auch die Kanzlerin treffen wird. Genauso wie den Bundespräsidenten Christian Wulff. Ob er aber ebenso mit Missbrauchsopfern zusammenkommen wird, ist noch unklar. Vorstellbar ist es, denn der Papst hat seine Auslandsreisen wiederholt dazu genutzt, um mit Opfern persönlich zu sprechen.
Außerdem wäre es wohl ein Signal, das die katholische Kirche in Deutschland gut gebrauchen könnte. Sie befindet sich nämlich nach den Worten des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, in einer "durchaus nicht leichten Situation". Andere nennen es Krise. Die Zahl der Kirchenaustritte ist in den letzten Jahren stark angestiegen, der Missbrauchsskandal hat den Ruf der Institution massiv beschädigt. "Der Heilige Vater kennt die Lage in Deutschland und es ist der richtige Zeitpunkt, nun seine Brüder zu stärken", meinte daher Zollitsch.

Nun hat der Besuch von Benedikt neben einer geistigen auch eine politische Komponente. Einerseits kommt der Papst auf Einladung der Regierung. Andererseits wird er vor dem Bundestag sprechen, das heißt, Benedikt wird somit eine politische Botschaft verkünden wollen. Einige Abgeordnete von Grünen, Linken und SPD wollen deshalb der Rede fernbleiben, weil sie dem Grundsatz der Trennung von Staat und Kirche widerspreche. Dabei spricht der Papst offiziell als Staatsoberhaupt des Vatikans.

Andere Parlamentarier wollen ein Zeichen gegen die Sexualmoral der Kirche setzen. Zugleich hat ein breites Bündnis zu Demonstrationen rund um den Reichstag aufgerufen. Es wird also Proteste gegen den Besuch geben wie noch nie zuvor. Der Papst, hieß es gestern, nehme es gelassen - er sei darauf eingestellt.

Dass die Reise auch zum freudigen Massenspektakel wird, belegt die Statistik: Bislang meldeten sich 250 000 Gläubige für fünf Veranstaltungen Benedikts an. Darunter mehr als 6000 Pilger aus dem Ausland, von denen einige sogar zu Fuß kommen. Der Auftakt am 22. September im Berliner Olympiastadion ist sozusagen "ausverkauft". 600 Hostienschalen stehen dort bereit, 600 Priester warten auf 70 000 Gläubige im Stadion. 84 Kardinäle und Bischöfe werden anwesend sein, 750 Sänger, 1500 Ministranten, 10 000 Ehrengäste, für die jeweils ein Regencape bereitliegt. 25 bis 30 Millionen Euro wird der Besuch die katholische Kirche insgesamt kosten.

Marx-Rückkehr nach Trier: Der frühere Trierer Bischof Reinhard Marx kommt zurück an seine alte Wirkungsstätte - wenn auch nur für einen Tag. Am Montag, 3. Oktober, wird der Münchner Kardinal bei einem Festgottesdienst im Dom zum Ehrendomkapitular ernannt. Mit dieser hohen Auszeichnung werde die besondere Trier-Verbundenheit von Marx gewürdigt, sagte Bischof Stephan Ackermann am Mittwoch dem TV. Reinhard Marx war von 2001 bis 2008 Bischof von Trier. Unter Marx wurde Stephan Ackermann 2006 Weihbischof. Die Auszeichnung Ehrendomkapitular wird nur äußerst selten verliehen. Das Domkapitel ist für die Verwaltung des Doms, den Erhalt und Unterhalt der dazugehörenden Gebäude und die Beratung der Bistumsleitung zuständig. Die wohl bedeutendste Aufgabe der Domkapitulare ist die Wahl des Bischofs. Als Ehrendomkapitular dürfte Reinhard Marx an einer solchen Wahl allerdings nicht teilnehmen. "Das ist wie bei einem Honorarprofessor", sagt sein Nachfolger Stephan Ackermann, "der bekommt auch kein Honorar." Zuletzt wurde Ende Juni der scheidende luxemburgische Erzbischof Fernand Franck zum Ehrendomkapitular ernannt. sey Berlin, Erfurt, Freiburg - der Trierer

Bischof Stephan Ackermann wird nahezu den kompletten Deutschland-Besuch des Papstes begleiten. "Ich erhoffe mir, dass der Papst deutlich macht, welche wertvolle Ressource der Glaube für die Gesellschaft ist", sagte Ackermann gestern dem TV. Der einzige Wermutstropfen: "Natürlich rücken mit dem jetzigen Deutschland-Besuch unsere Chancen in weite Ferne, dass der Papst im nächsten Jahr zur Heilig-Rock-Wallfahrt kommen wird", sagt der Trierer Bischof. Auch Ackermanns Weihbischöfe lassen sich die Papst-Visite nicht entgehen: Jörg Michael Peters hat sich für Berlin und Freiburg angesagt, Robert Brahm, Helmut Dieser sowie die beiden emeritierten Weihbischöfe Leo Schwarz und Alfred Kleinermeilert fahren ebenfalls nach Freiburg. Auch zahlreiche Pfarreiengemeinschaften aus der Region bieten zur Deutschland-Visite von Benedikt XVI. Fahrten an. Das Bistum Trier spricht von 23 Gruppen mit rund 750 Gläubigen, die zu einzelnen Gottesdiensten anreisen werden. sey

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