"Dann knallte es schon"

Ausflugsfahrt mit schrecklichem Ausgang: Beim Zusammenstoß eines Schienenbusses der Vulkan-Eifel-Bahn mit einem LKW sind am Samstag bei Hohenfels-Essingen (Landkreis Vulkaneifel) 26 Menschen verletzt worden. Zwei von ihnen schwebten zunächst in Lebensgefahr.

Hohenfels-Essingen. "Ein schlimmes Ereignis für den Bahnverkehr", sagt Jörg Petry, Chef der privaten Vulkan-Eifel-Bahn (VEB). "Leider ist es so, dass dort, wo Straße und Schiene aufeinandertreffen, solche Unglücke passieren können. Auch wenn wir nichts dafür können, ist es schrecklich".

Das Schreckliche ereignet sich am Samstagmorgen gegen 9.30 Uhr: Ein mit 33 Personen besetzter VEB-Triebwagen mit angehängtem "Steuerwagen" ist wenige Minuten zuvor in Gerolstein zur Fahrt nach Kaisersesch gestartet und nähert sich dem unbeschrankten Bahnübergang bei Hohenfels-Essingen. Zwei LKW-Gespanne aus dem nordrhein-westfälischen Mechernich, auf dem Weg zur Lavagrube bei Kirchweiler, kreuzen hintereinander die Schienen. Vermutlich haben beide Fahrer den Zug übersehen.

Der erste kommt durch - der Zweite nicht. Die Fahrzeuge kollidieren, der rote Triebwagen reißt den LKW-Anhänger mit, entgleist und stürzt eine Böschung hinab. 26 Menschen werden verletzt, drei von ihnen schwer, zwei lebensgefährlich. Der LKW-Fahrer erleidet einen schweren Schock.

Am Bahnübergang gilt für den Straßenverkehr Tempo 20. "Wir sahen, wie der erste grüne LKW in flotter Fahrt den Übergang passierte und dachten noch, hoffentlich schafft es der zweite zu bremsen", sagt eine Touristin, die im zweiten Waggon saß. "Dann knallte es schon." Auch eine Seniorengruppe aus Köln war im Schienenbus. Die 14 Frauen und Männer kommen mit Blessuren davon: "Glücklicherweise saßen wir im zweiten Anhänger", sagt eine 66-Jährige.

Der 59-jährige Lokführer gehört zu den lebensgefährlich Verletzten. Trotzdem habe er unbedingt noch den Fahrdienstleiter informieren wollen, sagt einer der Touristen.

Kurz nach dem Zusammenstoß eilen die ersten Helfer hinzu. Einer von ihnen: Hans-Adolf Adolphs aus Kradenbach. "Die Leute standen unter Schock", berichtet er. Adolphs hilft den Verletzten nach draußen und kümmert sich um eine Frau, die hinausgeschleudert und unter dem LKW-Anhänger eingeklemmt worden war.

Insgesamt sind am Samstag 120 Einsatzkräfte an der Unfallstelle: Polizei, DRK mit Notfallseelsorge, Feuerwehren aus den Verbandsgemeinden Daun und Gerolstein sowie vier Rettungshubschrauber. "Man muss den Rettungskräften ein großes Kompliment machen", sagt einer der Mitreisenden. "Hier waren alle rasch vor Ort und haben umsichtig gehandelt."

Auch Jörg Petry lobt die Retter: "Ich war von der Professionalität wirklich angetan, die dort gezeigt wurde."

Ebenfalls am Unglücksort: Landrat Heinz Onnertz und Matthias Pauly, Bürgermeister der VG Gerolstein. "Unglaublich, diese Wucht", sagt Onnertz mit Blick auf die verunglückten Fahrzeuge. Es sei fast ein Wunder, dass nicht noch Schlimmeres geschehen sei. Heinz-Peter Thiel, Leiter der Dauner Polizei-Inspektion, teilt mit, dass Gutachter zur Klärung des Hergangs eingeschaltet seien.

Samstagabend, 23 Uhr: Schienenbus, LKW und Anhänger sind geborgen und werden nach Trier gebracht, um auf mögliche Mängel hin überprüft zu werden. Für Jörg Petry kommt indessen ein technisches Versagen nicht infrage: "Unfallverursachend war ganz offensichtlich das Übersehen des Andreaskreuzes. Dadurch hatte unser Lokführer nicht die Spur einer Chance."

Ein Betriebsleiter der Bundesbahn gibt am Abend den Gleisabschnitt wieder frei - mit der Vorgabe: "Langsamfahrt mit maximal zehn Stundenkilometern". Seit Sonntag sind die VEB-Schienenbusse wieder planmäßig unterwegs. Am Sonntagnachmittag gibt die Polizei Daun durch, dass der Zustand der beiden Schwerstverletzten sich stabilisiert habe. Darunter der Lokführer, der nach dem Zusammenstoß ins Trierer Brüderkrankenhaus geflogen worden war. Die Ärzte versetzten ihn dort anschließend in ein künstliches Koma.

Gegen 15.30 Uhr meldet sich Jörg Petry noch einmal: Der Lokführer ist wieder bei Bewusstsein. "Das ist eine sehr, sehr gute Nachricht für uns alle." Er sei von den Angehörigen des 59-Jährigen per Telefon darüber informiert worden, sagt der VEB-Chef.

"Darüber habe ich mich sehr gefreut, mir ist ein Stein vom Herzen gefallen", sagt Petry. Am Nachmittag sei der 59-Jährige aufgewacht. "Er ist auf dem Wege der Besserung."

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