Verkehr Das E-Auto bleibt in der Nische stecken

Die Statistik zeigt zwar: Das Interesse an der Technik wächst. Doch eine Studie dämpft die Erwartungen.

 Bei der Elektrofahrzeug-Rallye „Wave Trophy“ 2016 in Bremerhaven hat der Fotograf dieses E-Mobil von VW aufgenommen.  Experten halten auch das Wasserstoffauto für eine vielversprechende Technik.

Bei der Elektrofahrzeug-Rallye „Wave Trophy“ 2016 in Bremerhaven hat der Fotograf dieses E-Mobil von VW aufgenommen.  Experten halten auch das Wasserstoffauto für eine vielversprechende Technik.

Foto: dpa/Karsten Klama

Berlin Die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos hat sich im Jahr 2017 mehr als verdoppelt: 25 000 angemeldete Fahrzeuge mit Elektrobetrieb bedeuten ein Plus von 120 Prozent gegenüber dem Jahr 2016. Dieselkrise und E-Auto-Prämie haben mit zu diesem Absatzplus verholfen. Was die Prozentzahl überdeckt: Die Stromer sind angesichts von insgesamt 3,44 Millionen Neuzulassungen im letzten Jahr weiterhin nur ein Nischenprodukt mit verschwindend geringer Bedeutung.

Die Daten entstammen der jüngsten Statistik des Kraftfahrtbundesamtes. Ihr lässt sich allerdings eine langsame Veränderung der Fahrzeugflotte in Deutschland entnehmen. Freilich nicht durchgängig in eine umweltfreundliche Richtung.

Zwar stieg 2017 auch der Absatz von Hybrid-Fahrzeugen, die mit Benzin und Strom betrieben werden, erneut um 76 Prozent auf 84 675. Doch das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine Millionen Elektroautos auf den Straßen zu haben, ist praktisch unerreichbar. Zurzeit sind es insgesamt gerade mal 50 000 Fahrzeuge, die Hybriden dazugerechnet 290 000. Verschwindend wenig angesichts von 46 Millionen Autos insgesamt.

Viel stärker, und zwar negativ, wirkt sich der erneute Anstieg des durchschnittlichen CO2-Ausstoßes  neu zugelassener Fahrzeuge von 127,4 Gramm je Kilometer im Vorjahr auf jetzt 127,9 Gramm aus. Zum Vergleich: Die EU erlaubt ab 2021 nur noch einen durchschnittlichen Flottenverbrauch von 95 Gramm. Der Anstieg findet bei allen Kraftstoffarten statt, bei Dieselautos, deren Absatz wegen der Dieselkrise im letzten Jahr um 13,2 Prozent gesunken ist, etwas stärker als beim Benziner. Grund ist der anhaltende Trend zu immer größeren, verbrauchsstärkeren Wagen, darunter vielen SUVs.

In der Gesamtbilanz hat der Straßenverkehr in Deutschland bisher sein Klimaziel nicht nur nicht erfüllt, die Lage hat sich sogar verschlechtert. Derzeit beträgt der Ausstoß 166 Millionen Tonnen CO2, das sind drei Millionen Tonnen mehr als 1990. Ursprünglich war ein Absinken auf 126 Millionen Tonnen bis 2020 das Ziel.

In einer umfangreichen Studie, die heute veröffentlicht wird, hat die Agentur für Erneuerbare Energien die unterschiedlichen Möglichkeiten bei Antrieben und Energiequellen analysiert. Ergebnis: Keine Technologie ist von vornherein ein Allheilmittel. So heißt es, dass Elektroautos zwar für bessere Luft in den Städten sorgen könnten. Um aber auch das Klima zu schonen, also die CO2-Bilanz zu senken, müssten sie mit erneuerbaren Energien unterwegs sein. Denn schon bei der Produktion der Batterien fallen erhebliche Mengen Kohlendioxid an. Unabdingbar sei daher, die Stromproduktion schneller auf erneuerbare Energien umzustellen.

Den Verbrennungsmotor wollen die Autoren nicht unbedingt verbannen. Mit klimaneutralen Kraftstoffen könne auch er die Umwelt schonen – wenn zum Beispiel synthetische Kraftstoffe benutzt würden, die aus Wind- und Sonnenstrom hergestellt werden. Oder Biokraftstoffe. Die Brennstoffzellentechnik sei ebenfalls vielversprechend, wenn der Wasserstoff aus erneuerbaren Energien hergestellt werde. In der Studie werden alle denkbaren Varianten detailliert beleuchtet.

Fazit: Neben der Energiewende muss es auch eine Antriebswende geben. Und dazu noch eine Wende im Mobilitätsverhalten der Bürger.

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