Das giftige Erbe der Amis

Lautzenhausen · Unter dem Flughafen Hahn schlummern jede Menge Altasten.

 An dem chinesischen Investor, der den Flughafen Hahn kaufen wollte, hat die Beratungsfirma KPMG zunächst erhebliche Zweifel gehabt. In dem Prüfbericht, hier ein Ausriss aus dem 47-seitigen Dokument, standen drei von sechs Ampeln, die das Risiko der einzelnen Gesellschafter bewerten sollen, auf Rot beziehungsweise auf Gelb. TV-Foto: Klaus Kimmling

An dem chinesischen Investor, der den Flughafen Hahn kaufen wollte, hat die Beratungsfirma KPMG zunächst erhebliche Zweifel gehabt. In dem Prüfbericht, hier ein Ausriss aus dem 47-seitigen Dokument, standen drei von sechs Ampeln, die das Risiko der einzelnen Gesellschafter bewerten sollen, auf Rot beziehungsweise auf Gelb. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (g_pol3 )

Lautzenhausen Es ist ein Satz. Doch dieser Satz könnte teuer werden für das Land. "Die Haftung des Landes Rheinland-Pfalz für Altlasten ist auf einen Höchstbetrag von 25 Millionen Euro beschränkt." So steht es im sogenannten Hahn-Gesetz. Ende April soll mit der Verabschiedung des Gesetzes endgültig der Verkauf der rheinland-pfälzischen Anteile am Hunsrückflughafen an das chinesische Konsortium HNA besiegelt werden (der TV berichtete).
Wesentlicher Bestandteil des Gesetzes sind Kosten, die das Land auch nach dem Verkauf weiter tragen wird, etwa die für die Beseitigung der Altlasten. Das Land verpflichtet sich, die Flughafen-Gesellschaft für 30 Jahre von Kosten freizustellen, die für die Beseitigung von Umweltschäden aufgebracht werden müssen. Die Obergrenze dafür beträgt eben 25 Millionen Euro.
Doch was schlummert unter dem bis 1993 als US-Flughafen genutzten Hahn? "Überwiegend bestehen die Verunreinigungen durch Mineralölkohlenwasserstoffe, Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylole sowie vereinzelt andere Umweltschadstoffe", sagt Sandra Hansen-Spurzem. Sie ist Sprecherin der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz. Diese hatte bereits 2014 eine Kostenschätzung für die mögliche Beseitigung der Altasten angefertigt. Die Behörde rechnet demnach mit Ausgaben von bis zu zwei Millionen Euro.
Bei Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylole handelt es sich um sogenannte aromatische Kohlewasserstoffe. Sie gelten als gesundheitsschädlich und wassergefährdend. Die Stoffe sind unter anderem in Treibstoffen enthalten, stammen auf dem Hahn also vermutlich aus dem Kerosin, mit dem die Flugzeuge des US-Militärs betankt wurden. "Betroffen ist eine Vielzahl kleinerer Flächen in den früher technisch und fliegerisch genutzten Bereichen", sagt die SGD-Sprecherin. Ältere Straßenbeläge könnten zudem Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), sogenannte Teeröle, enthalten. Auch sie gelten als hochgefährlich für die Umwelt. Die Stoffe können etwa durch das Straßenabwasser in den Boden und in Gewässer gelangen und zum Beispiel für Fische zu einer Bedrohung werden. Seit 1984 ist die Verwendung von PAK im Straßenbau in Deutschland verboten.
Doch das sind noch nicht alle Altlasten. In den Gewässern rund um den Hahn wurde - wie auch rund um den US-Flughafen Spangdahlem (Eifelkreis Bitburg-Prüm) - der krebserregende Stoff PFT nachgewiesen. Er stammt aus dem Löschwasser der US-Flughafenfeuerwehr. Aktuell werde in Zusammenarbeit mit der Flughafengesellschaft die Belastung durch per- und polyfluorierte Chemikalien untersucht, so die Behördensprecherin. Diese Stoffe hätten bei Aufgabe der militärischen Nutzung des Hahn noch nicht im Fokus gestanden. Insgesamt zeigten die festgestellten Bodenverunreinigungen eine für ehemalige militärische Flughafenstandorte "typische Belastungssituation". Die Verdachtsflächen seien erfasst, und die Flächen, "von denen eine unmittelbare Umweltgefährdung ausging", seien nach Abzug des US-Militärs saniert worden. "Für alle übrigen Flächen liegt ein unmittelbarer Handlungsbedarf für die festgestellten Bodenverunreinigungen in der Regel nicht vor", sagt Hansen-Spurzem.

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