"Das hat schon Nerven gekostet"

Der Dauner Bundestagsabgeordnete Edmund Geisen bleibt Vize-Vorsitzender der FDP im Bezirk Eifel-Hunsrück. Der 59-Jährige setzte sich beim Parteitag in Irrel (Eifelkreis Bitburg-Prüm) klar gegen seinen Konkurrenten Karl-Heinz Grünfelder (60) durch. Als Vorsitzende wiedergewählt wurde die Bad Kreuznacher Landtagsabgeordnete Nicole Morsblech (35).

 FDP-Bezirks-Vize Edmund Geisen (rechts) im Gespräch mit seinem Herausforderer Karl-Heinz Grünfelder. Foto: Willi Speicher

FDP-Bezirks-Vize Edmund Geisen (rechts) im Gespräch mit seinem Herausforderer Karl-Heinz Grünfelder. Foto: Willi Speicher

Irrel. Normalerweise ist Edmund Geisen die Ruhe selbst. Aber an diesem Samstagnachmittag, kurz vor der entscheidenden Abstimmung, ist dem 59-Jährigen die Anspannung anzumerken. Seinem ein Jahr älteren Herausforderer, der nur ein paar Meter von Geisen entfernt sitzt, geht es nicht viel anders. "Natürlich bin ich etwas nervös", meint Karl-Heinz Grünfelder. Der Wittlicher FDP-Stadtverbandsvorsitzende hatte seine mögliche Kandidatur erst Anfang der Woche bekannt gegeben. Am Mittwochabend nominierte ihn dann sein eigener Kreisverband. Wahrscheinlich zu spät, um genügend Delegierten-Stimmen aus dem FDP-Bezirk Eifel-Hunsrück auf seine Seite zu ziehen. Dass es Grünfelder an diesem Nachmittag nicht schaffen wird, Geisen nach zehn Jahren als Bezirks-Vize zu entthronen, merkt man schon am eher spärlichen Applaus nach seiner knapp zehnminütigen Vorstellung. Der langjährige Krankenpflegedirektor und jetzt selbstständige Berater im Gesundheitswesen streift zwar eine Menge Themen. Doch Grünfelders verbale Attacken gegen die SPD-Landesminister Hendrik Hering ("Auf einem Zeltplatz werden Heringe gebraucht, nicht im Wirtschaftsministerium") und Doris Ahnen ("Man müsste Ahnen-Forschung betreiben, ob es da nicht eine direkte Verbindung nach Moskau gibt") sind dann doch zu platt, um bei den knapp 80 Liberalen anzukommen.Einige Minuten zuvor haben die Delegierten Amtsinhaber Edmund Geisen schon deshalb applaudiert, weil er seine Ehefrau als "meine beste Stütze" bezeichnet hat. So einfach ist es manchmal, Sympathie-Punkte zu bekommen. Und einen prominenten Fürsprecher hat der Dauner an diesem Nachmittag auch. FDP-Bundesvize und Landesvorsitzender Rainer Brüderle lobt den 59-jährigen Bundestagsabgeordneten in seiner Rede als "engagierten Streiter für den ländlichen Raum". Dafür werde er sich auch in Zukunft in Berlin einsetzen, greift Geisen den ihm von Brüderle zugespielten Ball später dankbar auf. Bei der Abstimmung setzt sich der ehemalige Landwirtschaftsdirektor mit 74 Prozent Zustimmung schließlich klar gegen seinen Herausforderer Karl-Heinz Grünfelder durch. Das Geisen-Ergebnis ist umso bemerkenswerter, als er bei der letzten Wahl vor zwei Jahren nur 63 Prozent der Delegierten-Stimmen bekam - und das ohne einen Gegenkandidaten. "Das Ergebnis ist für mich deshalb noch wertvoller", meint nach der Auszählung ein sichtlich erleichterter Wahlgewinner. "Das hat schon Nerven gekostet für einen normalen Politiker, der nicht so abgebrüht ist.""Natürlich bin ich enttäuscht", sagt Geisen-Konkurrent Karl-Heinz Grünfelder, der dem Dauner als einer der ersten gratuliert und dann gelassen meint: "Das war eine Wahl, nicht mehr." Ähnlich sieht's auch der Bernkastel-Wittlicher Kreisvorsitzende Dirk Richter, der seinen Vize Grünfelder vorgeschlagen hatte: "Für uns ist das kein Beinbruch." Wohl auch deshalb nicht, weil Grünfelder wenig später als Beisitzer in den erweiterten Vorstand gewählt wird. 96 Prozent Zustimmung gibt es in Irrel für die wiedergewählte Vorsitzende Nicole Morsblech und ihren weiteren Stellvertreter Thomas Auler (Rhein-Hunsrück-Kreis). Morsblech hatte die Mainzer SPD-Landesregierung zuvor scharf attackiert und ihr Versagen insbesondere in den Bereichen Bildungs- und Verkehrspolitik vorgeworfen. Meinung Wie beim Boxen Es macht die Würze eines Parteitags aus, wenn die Delegierten zwischen mehreren Bewerbern um einen Vorstandsposten wählen können. Wie beim Boxen hat es dabei der Herausforderer immer schwerer. Er muss klar besser sein, um den Amtsinhaber zu entthronen. Geisen-Kontrahent Karl-Heinz Grünfelder war dies beim FDP-Parteitag in Irrel nicht. Seine persönliche Vorstellung war eher müde und zu lang. Schon da war absehbar, dass der auch nicht gerade charismatische Amtsinhaber das Rennen noch einmal machen würde. Grünfelder hat es aber auch versäumt, im Vorfeld in den einzelnen FDP-Kreisverbänden Wahlkampf in eigener Sache zu machen und sich als personelle Alternative zu präsentieren. Für viele Delegierte kam die Kandidatur zu überraschend. Über seine deutliche Niederlage darf sich der Wittlicher daher nicht wundern. r.seydewitz@volksfreund.deExtra Der neue FDP-Bezirksvorstand: Vorsitzende Nicole Morsblech; Stellvertreter Thomas Auler und Edmund Geisen; Schatzmeister Ralf Wilhelmi (Simmern); Beisitzer Thomas Egger (Trier), Claus Piedmont (Trier-Saarburg), Karl-Heinz Grünfelder (Bernkastel-Wittlich), Hermann Marx (Bitburg-Prüm), Ralf Berlingen (Daun), Rudi Marx (Bernkastel-Wittlich), Annette Köster (Cochem), Lothar Ackermann (Birkenfeld), Wolfgang Hübner (Simmern), Rainer Fernis (Bad Kreuznach).

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