Das manipulierte Gehirn

Mit einer wahren Drogen-Prozessflut schlägt sich diese Woche das Trierer Landgericht herum: In neun Verfahren gegen 15 Angeklagte geht es um das Thema Rauschgift. Täuscht der Eindruck, oder haben Drogenhandel und -konsum in der Region tatsächlich stark zugenommen?

Fast im Stunden-Takt befassen sich heute die Erste und Zweite Große Jugendkammer des Landgerichts mit Rauschgiftdelikten. Dabei geht es nicht um "kleine Fische", die dabei erwischt wurden, als sie mal ein Hasch-Pfeifchen geraucht haben. Den heutigen Angeklagten im Alter zwischen 19 und 27 Jahren wird allesamt vorgeworfen, mit diversen Drogen teils jahrelang gehandelt zu haben. Darauf stehen hohe Gefängnisstrafen.

Warum aber stehen derzeit so viele mutmaßliche Rauschgifthändler vor Gericht? Den Ermittlern gelangen in der Vergangenheit einige spektakuläre Fahndungserfolge. Zwei der "dicksten Fische", die der Polizei ins Netz gingen, machten anschließend reinen Tisch und "verpfiffen" Dutzende Kunden und Dealer (der TV berichtete). Nach und nach müssen die sich jetzt vor Gericht verantworten. "Fast der komplette Trierer Drogensumpf wurde so trockengelegt", sagt Rechtsanwalt Otmar Schaffarczyk, der mehrere Angeklagte verteidigt.

Auch Bundespolzisten und Zollfahnder waren bei der Suche nach Drogenschmugglern zuletzt äußerst erfolgreich. Weil viele Aufgriffe entlang der Grenzen zu Luxemburg und Belgien erfolgten, kommen jetzt etliche Angeklagte in Trier vor den Kadi, auch wenn sie in Rheinhessen, Saarbrücken oder anderswo wohnen.

Dass der regionale Drogenkonsum in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat, wird von Fachleuten bezweifelt. "Es ist allenfalls ein bisschen mehr geworden", sagt etwa der Trierer Staatsanwalt und Betäubungsmittel-Experte Wolfgang Bohnen. Die polizeiliche Kriminalitätsstatistik stützt Bohnens These: 2008 wurden zwar zwei Prozent mehr Rauschgift-Delikte als 2007 registriert; in den Vorjahren aber gingen die Zahlen teils deutlich zurück. Allerdings ist Drogen-Kriminalität eine sogenannte Hol-Kriminalität, heißt: Je mehr Ermittlungen, desto mehr Fälle. Doch auch Drogenberater wie Helga Ritz vom Caritasverband Eifel, Mosel, Hunsrück widersprechen dem Eindruck, der regionale Konsum habe zugenommen. Allerdings beobachtet die Expertin den letzten Jahren eine Verschiebung: Statt nach Heroin und Kokain griffen die Konsumenten vermehrt zur synthetischen Droge Amphetamin. Ein Grund sei die "leistungssteigernde Wirkung", die besser in die heutige Zeit passe, sagt die Expertin.

Der Trierische Volksfreund dokumentiert die Wirkung und die Gefahren, die von illegalen Drogen ausgehen. Die beschriebenen, "positiv" empfundenen Wirkungen der verschiedenen Substanzen sollen keinesfalls die Problematik verharmlosen, sondern informieren: über die subjektiv erlebten Auswirkungen einer Droge, die im Grunde auf einer chemisch basierten Manipulation des menschlichen Hirns beruht. Die Gefahren dabei liegen auf der Hand, die möglichen Folgen werden unmissverständlich beschrieben. Wer sich noch eingehender über die Folgen von Drogen-Konsum, vor allem auch der strafrechtlichen Konsequenzen, informieren möchte, dem sei das Buch "Betäubungsmittelrecht" der beiden Trierer Staatsanwälte Jörn Patzak und Wolfgang Bohnen empfohlen, auf dem die Übersicht auf dieser Seite inhaltlich basiert. Es ist erschienen im Verlag C.H. Beck.

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