Das Schweigen der Lämmer

Die seit Monaten anhaltende öffentliche Diskussion über die Gehälter von deutschen Top-Managern und Krankenkassen-Vorständen bringt immer wieder neue, erstaunliche Erkenntnisse hervor.

Die seit Monaten anhaltende öffentliche Diskussion über die Gehälter von deutschen Top-Managern und Krankenkassen-Vorständen bringt immer wieder neue, erstaunliche Erkenntnisse hervor. Eines bleibt dabei haften: Hierzulande gibt es Bosse, die mit einer zügellosen Geldgier „glänzen“ und denen Worte wie „Verantwortungsgefühl“ oder „Vorbildfunktion“ fremd sind. Das zeigt die Notwendigkeit zu mehr Transparenz. Nun ist es nicht so, als seien in Deutschland nur Raffkes Entscheidungsträger. Die überwiegende Mehrheit der Wirtschaftskapitäne ist sich ihrer Verantwortung bewusst und verhält sich entsprechend. Ihnen neidet es auch (hoffentlich!) niemand, dass sie für ihre Leistungen sehr gut bezahlt werden.

Für Aufsehen und Empörung sorgen dagegen jene, die Wasser predigen und Champagner schlürfen. Denen das eigene Wohl wichtiger ist als das von Arbeitnehmern, Beitragszahlern oder Kleinaktionären. Weil einige der 30 Dax-Unternehmen ihrer freiwilligen Selbstverpflichtung nicht nachkommen und sich standhaft weigern, die Vergütungen der Vorstände offenzulegen, ist der jüngste Gesetzentwurf der Bundesregierung gerechtfertigt. Bundesjustizminsterin Brigitte Zypries will die Konzerne nun zwingen, die Daten preiszugeben. Dass es dazu kommen musste, ist traurig. Ebenso, dass das Bundesversicherungsamt gegen gierige Krankenkassen-Vorstände ermitteln muss. Verantwortlich dafür sind allein die schweigenden Lämmer, die jedes Maß verloren und damit sämtliche Leistungsträger in Verruf gebracht haben. Wie es laufen muss, zeigen Länder wie die USA, Frankreich, Italien oder Großbritannien, wo gesetzliche Regelungen selbstverständlich sind. Es erstaunt nicht, dass es dort keine (Neid-)Debatte wie bei uns gibt.

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