Das Selbstvertrauen wächst

Mainz · Drei Tage vor der Landtagswahl wähnt sich die rheinland-pfälzische SPD schon fast als Gewinnerin im Ziel. Und die Genossen glauben zu wissen, was die eigene Partei beflügelt und den politischen Gegner auf Talfahrt geschickt haben könnte.

Mainz. Einträchtig sitzen Spitzenkandidatin Malu Dreyer, Parteichef Roger Lewentz, Fraktionschef Alexander Schweitzer und Generalsekretär Jens Guth am späten Mittwochvormittag nebeneinander, und die vier Genossen strahlen wie die Honigkuchenpferde. Nun ist es nicht ungewöhnlich, dass Spitzenpolitiker in Wahlkampfzeiten einen auf gute Laune machen, wenn es ringsherum von Journalisten wimmelt.
Doch die Landes-SPD hat dafür derzeit einen nachvollziehbaren Grund. Seit ein paar Wochen legt die Partei in Umfragen kontinuierlich zu, während die Hauptkonkurrenz parallel auf einem unfreiwilligen Abspeckkurs ist. Seit Wochenbeginn liegen CDU und SPD gleichauf - bei 35 Prozent.Landtagswahl 2016


"Am Sonntag werden wir die Nase vorne haben", ist Parteichef Roger Lewentz sicher. Würde Lewentz das nicht sagen, wäre er ein schlechter Vorsitzender. Noch vor einigen Monaten wurde der 52-Jährige eher müde belächelt, wenn er - gefragt nach dem Ausgang der Landtagswahl - darauf verwies, dass die Hühner erst am Abend gezählt würden.
Da lagen zwischen seiner Partei und den in Umfragen führenden Christdemokraten noch satte acht Prozentpunkte. Jetzt, der Vorsprung ist weg, tut der SPD-Parteichef so, als sei alles nach Plan verlaufen - "optimal, ohne Nervosität, ohne Hektik, teamorientiert". Roger Lewentz sagt auch, wem das in erster Linie zu verdanken sei: der SPD-Spitzenkandidatin Malu Dreyer. Der Parteichef benutzt das Wort "Zugpferd", erkundigt sich aber vorsichtshalber bei seiner Nachbarin, ob das in Ordnung sei. Dreyer nickt.
Die Regierungschefin hat sich lange gefragt, woran es wohl liegen mag, dass die SPD nicht von den hohen Sympathiewerten der Spitzenkandidatin profitiert und stattdessen auf der Stelle tappt. Jetzt, wo die Partei Aufwind hat, freut sich Malu Dreyer "total über die guten Umfragewerte" und ist "wahnsinnig stolz auf meine Partei".
Doch natürlich weiß auch Dreyer, dass das bis vor kurzem auch von vielen Genossen noch für aussichtslos gehaltene Rennen nicht gewonnen ist. "Wir wollen am Sonntag vorne liegen", sagt die 55-jährige Triererin, "ob mit ein paar Hundert oder ein paar Tausend Stimmen." Das wäre dann ein Wahlausgang wie vor fünf Jahren.
Damals lag die SPD gerade einmal gut 8000 Stimmen, 0,5 Prozentpunkte, vor der CDU. Gemeinsam mit den über 15 Prozent starken Grünen reichte es für eine rot-grüne Regierungskoalition. Die SPD und ihre Spitzenkandidatin wollen dieses Bündnis fortsetzen. Doch die Grünen sind im freien Fall und am Wahlsonntag zunächst einmal schon froh, wenn sie die Fünf-Prozent-Hürde geschafft haben.
Das rot-grüne Zweierbündnis im Land ist Geschichte, auch wenn Malu Dreyer zu dem Thema nur schmallippig meint: "Wie die Kollegen abschneiden, wissen wir am Sonntagabend." Dafür glaubt die SPD-Führungsspitze jetzt schon zu wissen, was am Ende für die Wahlschlappe der CDU mitverantwortlich sein wird. "Die Identität von Programm und Personen haben wir, nicht die anderen", sagt Fraktionschef Schweitzer.
Und Malu Dreyer teilt gegen ihre Herausforderin Julia Klöckner von der CDU aus: "Man kann nicht montags Angela Merkel empfangen, dienstags Horst Seehofer und mittwochs den österreichischen Außenminister Sebastian Kurz. Das passt nicht zusammen."

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