Den Herbergseltern fehlen oft die Kinder

Das Gastgewerbe zwischen Eifel, Mosel, Hunsrück und Hochwald stagniert. Die Tourismusregionen wollen die Betriebe zu mehr Qualität in ihren Herbergen und Hotels anregen. Doch die Branche hat Sorgen - unter anderem bei der Unternehmensnachfolge.

Trier/Lautzenhausen/Prüm/Bernkastel-Kues. Tourismus an der Mosel hat Tradition. Viele Gasthäuser sind schon seit Generationen in Familienhand. Doch was ist, wenn es keine nächste Generation mehr gibt?

Viele Herbergs- und Hotel-dynastien haben in ihren Familien Nachwuchssorgen: Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) schätzt, dass rund 60 Prozent aller Betriebe in den nächsten fünf Jahren einen Nachfolger finden müssen. "Oftmals machen noch die Söhne und Töchter eine Ausbildung in der Gastronomie. Ob sie den Betrieb übernehmen werden, ist allerdings fraglich", sagt Dehoga-Landeschef Gereon Haumann.

Beim Problem der Nachfolge beißt sich die Katze in den Schwanz: Weil es keinen Nachfolger in der Familie gibt, wird nicht mehr investiert, und wer nicht investiert, hat später auch Probleme, einen Käufer für seinen Betrieb zu finden.

Überhaupt stecken die rheinland-pfälzischen Gastwirte zu wenig Geld in ihre Herbergen, sagt der Dehoga-Landeschef. "Im Jahr 2008 haben die Betreiber im Schnitt nur rund 2000 Euro investiert. Das ist im Bundesvergleich weit unterdurchschnittlich." Der Gast merke das in den Betrieben an den verschiedensten Punkten: in den Zimmern, im Restaurant, bei den Freizeitangeboten.

"Das ist eine echte Herausforderung für uns. Dabei müssen wir auf mehr Qualität setzen", sagt Sabine Winkhaus-Robert, Geschäftsführerin der Mosellandtouristik. "Denn die Touristen fragen immer häufiger nach dem Verhältnis Preis-Leistung."

Die Touristen - sie kommen laut aktuellen Zahlen des statistischen Landesamtes für die Ferienregionen immer noch zahlreich an die Mosel: In den ersten fünf Monaten hat ihre Zahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch um ein halbes Prozent zugenommen. Ein geringer Zuwachs, doch die Moselregion beherbergt nach wie vor mehr als ein Fünftel aller Touristen in Rheinland-Pfalz. Die Gäste bleiben allerdings nicht mehr so lange wie früher: Die Anzahl der Übernachtungen ist um zwei Prozent auf knapp drei Nächte pro Kopf zurückgegangen. "Wir erleben hier einen Trendwechsel: Früher kamen die Leute an die Mosel, um eine Woche lang Rad zu fahren. Heute ist die Mosel ein typisches Zweit- und Dritturlaubsziel."

In Zukunft wird sich das Marketing unter anderem deshalb an neue Zielgruppen richten. "Sogar in den Niederlanden und in Belgien gibt es noch Potenziale", sagt Winkhaus-Robert. In der Eifel sieht man den Rückgang bei Gästen (minus 0,8 Prozent) und Übernachtungen (minus 0,5 Prozent) gelassen. "Das absolut Falsche wäre, jetzt mit Billigangeboten zu locken", sagt Uschi Regh, Pressesprecherin bei der Eifel-Tourismus GmbH. "Wir möchten auch nicht auf Biegen und Brechen mehr Touristen anlocken."

Vielmehr gehe es darum, Gäste, die schon einmal da waren, zum Wiederkommen zu bewegen, meint die Eifel-Touristikerin. Potenziale böten immer noch Wander- und Radwanderwege - hier müsse man aber weiter an der Qualität arbeiten.

Ähnlich sieht es Jörg Winkhaus, Geschäftsführer der Hunsrück-Touristik.. "Es ist wichtig, den Gästestamm zu halten." Dafür müsse auch die Qualität stimmen. Viele Beherbergungsbetriebe und Touristinformationen im Hunsrück hielten sich noch nicht an die Vorgaben der "Servicequalität Rheinland-Pfalz", ein Programm der Rheinland-Tourismus GmbH, um Gastwirten den Dienstleistungsgedanken näher zu bringen. "Da gibt es noch Nachholbedarf", so Winkhaus. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssten die Betriebe aber über den Preis nachdenken. "Im Vergleich zu Italien oder Österreich sind wir relativ teuer. Gerade für Familien."

extra Gewinner und Verlierer: Die Entwicklung in den Kreisen (IHK-Zahlen für 2009): Der Kreis Bernkastel-Wittlich hat Gäste gewonnen und verzeichnet mehr Bettenbuchungen, die Eifelkreise verloren in beiden Bereichen. In Trier und Trier-Saarburg stagnieren die Besucherzahlen. Im Vorjahr gab es hier einen massiven Einbruch (Trier: minus 10 Prozent, Trier-Saarburg: minus 5,4 Prozent).

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