Denkzettel-Wahl

Grünen-Vormann Manfred Seibel ist ein Freund der offenen Worte. Seine Partei, die bisher nicht so richtig erwachsen werden wollte, möchte er auf Trab bringen und professioneller machen. Ein Anspruch, der auch automatisch auf eine starke Führung hinausläuft. Doch mit Menschen mit Machtanspruch tun sich die ehemals Alternativen traditionell schwer. So haben seine Parteifreunde auch mit ihm Klartext geredet. Mit dem mageren Wahlergebnis schrieben sie ihrem allzu forschen Vorsitzenden ein deutliches "So nicht!" ins Stammbuch. Die Grünen müssen gleichwohl erkennen, dass eine ohnehin strukturschwache Partei, die ernst- und wahrgenommen werden will, nicht bei jeder Versammlung die Lust am Untergang zelebrieren darf. Verschiedene Lager, Parteigliederungen und eigenwillige, aber einflussreiche Rebellen auf eine Linie einzuschwören, ist bei ihnen eine besondere Herausforderung. Die hat Seibel zu oft zur Machtprobe werden lassen. Dabei hat sich der ehemalige Abgeordnete am heftigsten mit der Fraktion angelegt. Die Trennung von Amt und Mandat sorgt bei den Grünen stets für eine besondere Spannung zwischen beiden Machtzentren. Vor allem wenn die Parteispitze auf ihre strategischen und inhaltlichen Richtungsentscheidungen pocht. Seibel muss lernen, auf seinem richtigen Weg möglichst viele mitzunehmen, will er am Ende nicht allein und gescheitert dastehen. j.winkler@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort