Der blaue Hirsch soll leben

Wie funktioniert die Zusammenarbeit in der Großregion? Darüber diskutierten gestern Experten in Trier. Veranstaltet wurde die Tagung von einem grenzüberschreitenden Zusammenschluss um den Trierer Politikwissenschaftler Wolfgang Lorig.

Trier. (wie) Die Großregion, wie sie Politiker gerne feiern, existiert nicht - weder in den Köpfen der Bewohner noch in der politischen Realität. So ernüchternd die Erkenntnis von Christian Schulz von der Uni Luxemburg ist, so wenig überraschend ist sie auch. Die Großregion von Namur bis Saarbrücken, von Metz bis Mainz ist ein Papiertiger. Das hat sich gerade aktuell bei der Kulturhauptstadt gezeigt. Lüttich und Mainz seien doch sehr weit weg, stellt Luxemburgs Bürgermeister Paul Helminger nach einem Jahr kultureller Zusammenarbeit fest. Das Interesse habe sich gerade mal auf das nächste Umfeld von Luxemburg konzentriert. Auch in der Praxis hapert es: Eine gemeinsame City-Karte für Busse und Museen in Luxemburg, Trier, Metz und Saarbrücken ist am unterschiedlichen elektronischen Zahlungsverkehr diesseits und jenseits der eigentlich nicht mehr existenten Grenzen gescheitert. Auch ein grenzüberschreitender Verkehrsverbund ist in weiter Ferne, wie Matthias Schwalbach von der Trierer Handwerkskammer frustriert feststellt. Und trotzdem gibt es ihn, den "kleinen Grenzverkehr" zwischen den Kommunen, die ohne bürokratischen Aufwand mit den Nachbargemeinden in Luxemburg kooperieren. Etwa bei gemeinsamen Abwasserprojekten, gemeinsamem Sportplatz- oder Feuerwehrhausbau. Auch im Tourismus laufe es "völlig unkompliziert", sagt der Konzer Bürgermeister Winfried Manns. Und das alles ohne übergeordnete Verwaltung, gegen die sich nicht nur Karl-Heinz Lambertz, Ministerpräsident der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, wehrt. Merzigs Oberbürgermeister Alfons Lauer fordert, statt abstrakt über die Großregion zu sprechen, sollte man das vorantreiben, was den Bürgern konkret etwas bringt. Zum Beispiel: die Sprachförderung in Schulen. Die Zweisprachigkeit in der Region sei der Schlüssel zu mehr Zugehörigkeit. Zugehörigkeit ja, aber keine Identifizierung mit der Großregion, dafür gebe es zu wenig Gemeinsamkeiten, darin sind alle einig. Das Kulturjahr habe gezeigt, dass die Teilregionen gemeinsam was auf die Beine stellen können, sagt Helminger. Das müsse weitergeführt werden. Etwa mit dem Kulturjahr-Logo, dem blauen Hirschen, als Logo für die Großregion.

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