Der Druck wächst

Auf dem morgen in Wien beginnenden Gipfeltreffen zwischen Vertretern der USA und der EU wird George W. Bush erneut mit massiven Forderungen europäischer Spitzenpolitiker konfrontiert werden, das umstrittene Internierungslager Guantanamo Bay endlich zu schließen.

Besondere Aktualität hat diese Thematik durch die jüngsten Selbstmorde dreier Häftlinge erhalten, wobei die nun von Saudi-Arabien geäußerten Zweifel an den Selbsttötungen - dies würde angeblich gegen die Regeln des Koran verstoßen - allerdings abstrus wirken. Denn Selbstmord-Aktionen sind erfahrungsgemäß unter islamischen Extremisten - Koran hin, Koran her - seit Jahren extrem populär. Von Attacken palästinensischer Fanatiker in israelischen Bussen oder Cafes über die 9/11-Attacken bis hin zu den täglichen Blutbädern im Irak, bei denen sich Radikale offenbar bereitwillig in die Luft sprengen, um zum begehrten Märtyrerstatus zu gelangen. Doch ungeachtet dieses Randaspekts spricht mittlerweile eine überwältigende Anzahl von Gründen dafür, dass sich Bush dem internationalen Druck bald beugen wird. Der Nutzen einer weiteren Internierung und Befragung der meisten Gefangenen ist - wie US-Sicherheitsexperten einräumen - ohnehin zweifelhaft, denn nach der meist jahrelangen Haftzeit dürfte es kaum noch neue Erkenntnisse in Verhören zu gewinnen geben. Zudem könnten Internierte, die als gefährlich gelten, in den USA oder ihren Heimatländern in ordentlichen Gerichtsverfahren abgeurteilt und dann weiter hinter Gittern gehalten werden. Angesichts der bisherigen Negativ-PR kann das Weiße Haus durch ein "Aus" für das Lager nur gewinnen. nachrichten.red@volksfreund.de

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