Der erste Schritt auf dem langen Weg zur Rückkehr?

Washington · Im ersten Interview mit einem US-Fernsehsender erklärt Edward Snowden die Motive seines Handelns, patriotische Motive, wie er betont. Und distanziert sich von Wladimir Putin. "Was die eigentliche Frage ist: Ich bin kein Spion."

Washington. Ob er Heimweh verspüre? Ob er hinarbeite auf einen Deal mit dem Weißen Haus? Oder lieber in Russland bleibe? "Ich habe keinerlei Beziehung zur russischen Regierung", sagt Edward Snowden. Weder werde er von ihr unterstützt, noch nehme er Geld von ihr, noch habe er sich mit Wladimir Putin getroffen. "Was die eigentliche Frage ist: Ich bin kein Spion."
Überhaupt, fügt er hinzu, er habe nichts an Geheimnissen mitgenommen nach Russland. Bevor er auf der Rollbahn des Flughafens Scheremetjewo landete, habe er alles vernichtet, was er an vertraulichen Dokumenten besaß. Bekanntlich sei Moskau nicht das Ziel seiner Reise gewesen, als er aus Hongkong fliehen musste.
Er habe dort nur umsteigen wollen, um weiterzufliegen nach Lateinamerika. Also, es sei hart für ihn, an einem Ort festzusitzen, wo die Freiheit des Einzelnen, wo der Datenschutz infrage gestellt werde. Als Brian Williams ihn fragt, welchen Rat er Barack Obama geben würde, weicht er aus, wie Diplomaten es tun, wenn sie heikle Klippen umschiffen.
Fast genau ein Jahr nach den ersten Enthüllungen aus dem Fundus der NSA hat der Whistleblower sein erstes Interview für ein amerikanisches Massenpublikum gegeben. Williams, grauhaarig und meistens bierernst, bei NBC News Anchorman der Abendnachrichten, gilt als der seriöseste unter den Moderatoren der großen US-Fernsehsender. Kein Wunder, dass die Wahl auf ihn fiel. Edward Snowden, so viel wird deutlich im Laufe des 60-Minuten-Gesprächs, beginnt behutsam auszuloten, zu welchen Bedingungen er heimkehren könnte.
Er versucht die amerikanische Öffentlichkeit auf seine Seite zu ziehen, nicht nur die Jungen, die ihn sowieso schon als Helden feiern, auch die älteren Jahrgänge, die ihn mehrheitlich noch immer für einen Verräter halten. Natürlich, betont Snowden, sehne er sich nach seiner Heimat. Er sei ein Patriot, wobei Patriot zu sein heiße, die Verfassung zu schützen, nicht die Regierung. Nur lasse ihm die Art der Anklage keine Chance auf eine aussichtsreiche Verteidigung. Das Problem ist der Espionage Act, 1917 beschlossen, um deutschen Agenten das Handwerk zu legen. Ein Gesetz, das vergessen schien, bevor Obama es als Keule gegen Whistleblower benutzte.
Solange Snowden mit dem Espionage Act konfrontiert sei, sei an seine Rückkehr nicht zu denken, meint Ben Wizner, ein Anwalt in Diensten der Bürgerrechtsliga. Ob jemand fürs Ausland spioniere oder aber die Presse über Missstände informiere - nach diesem Gesetz laufe es auf das Gleiche hinaus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort