Der falsche Weg

Studiengebühren sind für viele Politiker angesichts leerer Kassen ein einfacher Weg, sich Geld für die darbenden Hochschulen zu beschaffen. Dabei geht es jedoch nicht nur einem vermeintlichen Sparschwein, sondern auch einer grundlegenden politischen Verpflichtung des Staates an den Kragen: Jungen Menschen aus allen sozialen Schichten eine Ausbildung zu ermöglichen, auch durch ein gebührenfreies Studium. Diese Investitionen kommen nicht nur dem Einzelnen zugute, sie gelten vorrangig dem qualifizierten Nachwuchs, ohne den vor allem eine entwickelte Gesellschaft nicht existieren kann. Unstrittig ist, dass es in Deutschland im Vergleich zu vielen Nachbarländern ohnehin zu wenig Studenten gibt. Wer dennoch Studiengebühren das Wort redet und damit eher abschreckt als zusätzliches Interesse weckt, springt auf den falschen Zug. Durchaus lobenswert also, wenn die rheinland-pfälzische CDU nicht einfach in diesen zweifelhaften Kanon eines Unions-Chores einstimmt, der inzwischen auch bei manchen Genossen in der Republik Anklang findet. Noch sind die Eintrittsgelder zum Campus per Gesetz untersagt, doch das Ende des Verbots scheint absehbar. Sollten die Verfassungsrichter Studiengebühren grundsätzlich zulassen, werden zumindest die klagenden Unions-Länder zur Stelle sein. Dann kommt zwar Bewegung in die deutsche Hochschullandschaft. Doch dabei wird es kaum um die gewünschte neue Qualität gehen, sondern um das Abwandern in kostenfreie Bundesländer. So lassen sich die Probleme an den Hochschulen nicht lösen. j.winkler@volksfreund.de

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