Der Markt lässt grüßen

Endlich die gute, erlösende Nachricht für die Milchbauern in der Region: 40 Cent pro Liter bei der Muh, über 35 Cent sollen es bei der Hochwald-Molkerei werden, das hilft. Denn es bedeutet ein erfreuliches Stück Zukunftssicherung für die Betriebe. Mit und von diesem Preis können sie leben.

Für die Verbraucher heißt das selbstverständlich auch, dass Butter, Käse, Milch, Joghurt und vieles andere teurer werden. Allerdings in durchaus verkraftbaren Größenordnungen. Nirgendwo sonst in Europa sind Lebensmittel derart billig zu haben wie bei uns. Und wer Qualität will, der muss auch bereit sein, dafür angemessen zu zahlen. Preiserhöhungen wie jetzt bei der Milch waren längst fällig. Das gilt im Übrigen auch für das Getreide. Der deutliche Ruck nach oben hat dort allerdings unter anderem auch dazu geführt, dass eine andere Sparte der Landwirtschaft, nämlich die Schweinebauern, wegen stark gestiegener Futterpreise vor schwierigen Zeiten stehen. Es sei denn, es lassen sich höhere Fleischpreise durchsetzen.

Wie immer, wenn es gute Nachrichten zu verkünden gibt, heben viele die Hand und beanspruchen die Urheberschaft.

Zunächst einmal bleibt festzuhalten, dass es sich bei der Erhöhung der Milch- und Getreidepreise zuallererst um ein Stück Marktwirtschaft handelt. Milch und Getreide sind derzeit so knapp wie lange nicht, der Bedarf groß, also werden die Produkte teurer. Bewährt hat sich beim Thema Milch aber vor allem die so oft gescholtene Organisationsform in Molkereigenossenschaften. Verlässliche Verträge zwischen Milchwirtschaft und Handelsketten haben schon in der Vergangenheit für Berechenbarkeit gesorgt und erweisen sich auch in der aktuellen Situation als Gewinn für alle Beteiligten.

Keine Frage, dass der heftige Protest des Bundes Deutscher Milchviehhalter für massiven Druck auf die Funktionäre des Bauernverbandes gesorgt hat. Der BDM hat zur rechten Zeit massiv gegen die Lampe geschlagen und vor allem dank glücklicher Begleitumstände die Dinge nach vorne gebracht.

Klar ist aber auch, dass sich die deutsche Landwirtschaft insgesamt erkennbar in Richtung Marktwirtschaft bewegt. Das ist auch bitter nötig. Denn spätestens 2014 soll weitgehend Schluss sein mit direkten Agrarsubventionen. Zudem ist das Aus für die Milchquote - zu Recht - bereits beschlossene Sache.

Wer Marktpreise will, kann nicht gleichzeitig Quotenschutz für sich beanspruchen. Die gute Nachricht aus Pronsfeld und die Neuigkeiten aus Brüssel besagen vor allem eins: Nach und nach kommt die Agrarpolitik insgesamt immer stärker in der Marktwirtschaft an. Das kann so wie jetzt heißen: strahlende Gesichter bei den Bauern, besorgte Mienen bei den Verbrauchern. Oder eben auch umgekehrt. Das sollten die Landwirte im Hinterkopf haben, wenn sie sich - verdientermaßen - über 40 Cent pro Liter freuen.

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