Der Markt spielt keine Rolle

Noch vor einem Monat glaubte man, die Welt gehe unter. Wo man hinhörte nur Jammern und Fluchen: Der Ölpreis erklomm mal wieder neue Rekordmarken, der Sprit wurde mal wieder so teuer wie noch nie und dank Wahlkampf wurde das Gezetere an den Zapfsäulen sogar kurzzeitig zum Thema der Politik.

Mittlerweile, vier Wochen später und knapp zehn Cent weniger, hat sich die Nation wieder beruhigt. Allen Lippenbekenntnissen zum Trotz wird weiter wie bisher Auto gefahren, Busse und Bahnen transportieren vielerorts mehr Luft als Leute. Die Wut ist verpufft bis zum nächsten angeblichen Preis-Schock. Die Schmerzgrenze der Autofahrer scheint noch immer nicht erreicht zu sein. Genau darauf setzen die Ölkonzerne. Munter drehen sie weiter an der Preisschraube, quetschen die Verbraucher weiter aus. Dabei spielt der Markt keine Rolle mehr. Die Preise an den Zapfsäulen werden offenbar willkürlich festgelegt. Wie anders ließen sich sonst derartige Preisunterschiede innerhalb von nur wenigen Kilometern erklären. Und dass in Trier die Autofahrer tiefer ins Portemonnaie greifen müssen als etwa in Berlin oder Hamburg, grenzt schon an Abzockerei. Die Ölkonzerne treiben die Kunden bewusst über die Grenze. Dort machen die Multis die höheren Gewinne, brauchen weniger Steuern für den Sprit zu zahlen. Wo sie letztlich ihr Geld verdienen, ist den Unternehmen offenbar egal. Genauso wie ihnen anscheinend auch die immer weniger werdenden Pächter und Tankstellenbesitzer entlang der Grenze nach Luxemburg egal zu sein scheinen. Mit ihrer Preistreiberei und Gewinnmaximierung nehmen die Konzerne bewusst in Kauf, dass immer mehr kleine Unternehmer aufgeben müssen. b.wientjes@volksfreund.de

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