Der rätselhafte Bordell-Besuch

Das Geheimnis um die angeblichen Bordell-Besucher der CDU, die sich im Sommer 2005 im Berliner Nobel-Club Rascona amüsiert haben sollen, wird die Landespolitik wohl noch ein Weilchen beschäftigen. Obwohl die Staatsanwaltschaft Mainz ihre Ermittlungen gegen den früheren Parlamentarischen Geschäftsführer Herbert Jullien eingestellt hat, bleibt die SPD am Ball.

Sie will am kommenden Donnerstag im Rechtsausschuss des Landtags nachfassen. Schließlich zieht allmählich der Wahlkampf herauf. Spannend wäre es allemal, zu erfahren, wer sich in der Hauptstadt auf Kosten des Steuerzahlers vergnügt hat. Tatsache ist, dass Ex-CDU-Fraktionsgeschäftsführer Markus Hebgen dort war. Er hat die Rechnung über 2900 Euro mit der Kreditkarte der Fraktion bezahlt. Hebgens Behauptung, fünf CDU-Politiker hätten ihn begleitet, hat sich bislang nicht bestätigt. Die von seinem Anwalt angegebenen Namen sind von der Staatsanwaltschaft überprüft worden. Alle Zeugen sagten aus, nicht dabei gewesen zu sein. Nicht nur deshalb stellt sich die Frage, ob Hebgen, dem am 15. März wegen Untreue und Betrugs der Prozess gemacht wird, vielleicht nur ein Märchen aufgetischt hat, um vom eigenen Fehlverhalten abzulenken. Einer der von ihm Genannten ist der ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete Günter Schöneberg aus Bendorf - und der kann nachweislich belegen, dass er im Juni 2005 nicht in Berlin war. Er sei vom Leitenden Mainzer Oberstaatsanwalt Puderbach angerufen worden und habe das ausgesagt, bestätigt er dem TV. Aus seinem Ärger macht er keinen Hehl.

Auf der anderen Seite erscheint es unwahrscheinlich, dass ein Mann alleine in einer Nacht 2900 Euro auf den Kopf gehauen haben soll. Viele Fragen, kaum Antworten: Der Fall bleibt rätselhaft. Und er ist ein gefundenes Fressen für die Sozialdemokraten. Genüsslich reibt SPD-Fraktionschef Jochen Hartloff der Union die Sache unter die Nase: "Was hat die CDU-Spitze im Land bislang getan, um den Komplex aufzuklären?"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort