Der Schröder-Faktor

Der "Genosse Trend" ist ein launischer Geselle. Eben noch durfte sich die Union am 18. September einer schwarz-gelben Mehrheit fast schon sicher sein. Nun sehen die Demoskopen die SPD in einer ungeahnten Aufholjagd.

Der "Genosse Trend" ist ein launischer Geselle. Eben noch durfte sich die Union am 18. September einer schwarz-gelben Mehrheit fast schon sicher sein. Nun sehen die Demoskopen die SPD in einer ungeahnten Aufholjagd. Dabei war eigentlich klar, dass der Abstand zwischen beiden Volksparteien am Ende kaum so groß bleiben würde wie vor wenigen Wochen.Wenn es jetzt noch einmal richtig spannend wird, dann hat das mehrere Gründe. Erstens: Das Fernseh-Duell zwischen Gerhard Schröder und Angela Merkel hat eine viel größere Wirkung entfaltet, als der Union lieb sein kann. Vor einem Millionenpublikum wurde zwar nichts Neues verkündet, aber die Frage, wie es verkündet wurde, haben viele Unentschlossene offenbar zugunsten des Amtsinhabers beantwortet.

Ein weiterer Aspekt ist die fast schon surreale Siegesgewissheit Gerhard Schröders. Diese Selbsthypnose mag manchen vergessen lassen, dass es der Niedersachse war, der nicht mehr mit seiner SPD konnte und deshalb die Neuwahlflucht antrat. Dem euphorischen Schulterschluss zwischen Schröder und Genossen gerade in den letzen Tagen dieses Wahlkampfs haftet deshalb auch etwas Absurdes an.

Ein dritter Grund für die demoskopische Bewegung ist das seltsame Agieren der Union. Was sich mit Paul Kirchhof zunächst wie ein Joker anließ, entpuppt sich nun als Schwarzer Peter. Der Ruf des Finanzprofessors nach einer Radikalkur bei Steuern und Renten weckt Ängste, die sich in sinkenden Sympathiewerten für Angela Merkel niederschlagen.

Mitten im Fluss, so lautet bekanntlich ein Sprichwort, sollte man aber auch nicht mehr die Pferde wechseln. In diesem Dilemma steckt die Union. Kein Wunder, dass die SPD Aufwind verspürt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort