"Der Skandal muss Konsequenzen haben"

Nach ihrem Treffen mit Spitzenvertretern der Futtermittelbranche betont Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU): "Es ist zu keiner Zeit und auch jetzt nicht eine Gefahr von deutschen Produkten ausgegangen."

Berlin. Zwar keine Gefahr für die Gesundheit, aber erschüttertes Vertrauen der Verbraucher: Ministerin Aigner weiß, dass nach dem Dioxin-Skandal "der entstandene Schaden immens ist". Fragen und Antworten zur derzeitigen Lage.

Was hat das Krisentreffen gebracht?

Nicht viel. Der Skandal "wird und muss Konsequenzen" haben, kündigte die Ministerin an. Die Futtermittelwirtschaft werde konkrete Vorschläge vorlegen, die das Ministerium dann "kritisch prüfen" will. Das Thema Entschädigung (ein vom Bauernverband geforderter Hilfsfonds für Landwirte) spielte bei dem Gespräch keine Rolle. Auch nahm die Versicherungswirtschaft nicht teil.

Welche neuen Erkenntnisse gibt es?

Von den 4700 Höfen sind noch 1635 gesperrt. Generelle Entwarnung soll es erst geben, wenn der Fall (3000 Tonnen verseuchtes Futterfett) aufgeklärt ist. Zurzeit spricht laut Aigner viel dafür, dass "in völlig unverantwortlicher, skrupelloser Weise gehandelt" worden ist. Dadurch sei das Gift in Futterfett und Mischfutter und schließlich in Eier, Hühner- und Schweinefleisch gelangt.

Steht inzwischen fest, woher das Dioxin stammt?

Nach Ansicht der Verbraucherorganisation Foodwatch sind Rückstände von Pflanzenschutzmitteln die Quelle für die hohe Dioxinbelastung von Futter. Aigner wies das als Spekulation zurück.

Welche Konsequenzen will Aigner ziehen?

Sie dringt auf Schritte zum besseren Schutz der Lebensmittel- und Futterkette:

Produktionsströme strikter trennen, damit Futterfette nicht mehr in Anlagen hergestellt werden, die gleichzeitig Stoffe für die technische Industrie produzieren;

das Dioxin-Monitoring erweitern;

auf EU-Ebene eine Positivliste für Einzelfuttermittel erstellen;

eventuell eine Verschärfung des Strafrahmens für Panscher umsetzen.

Für die Grünen sind die Ideen zu schwammig und nur "Absichtserklärungen und Prüfaufträge. Das reicht nicht", so Fraktionsvize Bärbel Höhn im Gespräch mit unserer Zeitung.

Muss sich auch die Selbstkontrolle der Betriebe verbessern?

Aigner setzt hier auf "Nachbesserungen". Nach dem Gammelfleischskandal wurden die Unternehmen zu mehr Selbstkontrollen aufgefordert, weshalb viele Betriebe eigene Labors eingerichtet haben oder von privaten Instituten Proben untersuchen lassen. Aber: Es gibt nach wie vor keine Regelung, wie oft ein Produzent Waren kontrollieren lassen muss.

Lässt sich das heimliche Panschen überhaupt verhindern?

Laut Foodwatch-Chef Thilo Bode ja. Hersteller müssten verpflichtet werden, jede Charge einer Futtermittelzutat zu untersuchen und den Behörden alle Ergebnisse verpflichtend zur Verfügung zu stellen. Aigner scheut bisher jedoch diese umfassende und kostspielige Maßnahme.

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