Der Trierer Stadtvorstand schweigt zum Bischofstreffen

Trier · Rund 65 000 der 105 000 Trierer sind Katholiken. Die katholische Kirche ist mit ihren Kliniken, Kindergärten, Jugendeinrichtungen, der Caritas und anderen sozialen Angeboten der größte Arbeitgeber der Stadt.

 Schweigt: Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen.TV-Foto: Friedemann Vetter

Schweigt: Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen.TV-Foto: Friedemann Vetter

In ganz Trier gibt es kein nicht-konfessionelles Krankenhaus.
Das Bistum ist das älteste Deutschlands. Der ehemalige Bischof Reinhard Marx ist auf Josef Ratzingers Bischofsstuhl in München gefolgt, als dieser Papst in Rom wurde. Und der aktuelle Bischof Stephan Ackermann ist Vorsitzender des Kreises, der sich um die Aufklärung der sexuellen Missbrauchsfälle in der Kirche bemühen soll.
Es gäbe viel zu sagen

 Schweigt: Triers Bürgermeisterin Angelika Birk.TV-Foto: Sven Eisenkrämer

Schweigt: Triers Bürgermeisterin Angelika Birk.TV-Foto: Sven Eisenkrämer


Seit Montag tagen alle deutschen Bischöfe in Trier, um aktuelle Themen wie zum Beispiel die Rolle der Frau in der Kirche zu besprechen und Wege in die Zukunft zu finden.
Es gäbe also viel zu bereden in Trier zum Thema Amtskirche, Katechismus, Papstneuwahl, katholisches Arbeitsrecht, das gescheiterte Aufklärungsgutachten zu den sexuellen Übergriffen. Zur Pille danach. Oder dazu, wie es denn so aussieht für geschiedene Wiederverheiratete oder - Gott bewahre - gar schwule Erzieher und lesbische Erzieherinnen auf dem Trierer Arbeitsmarkt, wo 40 der 60 Kitas in kirchlicher Trägerschaft sind.
Triers Oberbürgermeister hat dazu jedoch nichts zu sagen. Auf Nachfrage des Trierischen Volksfreunds, was er sich anlässlich der Bischofskonferenz in Trier von den Kirchenführern wünscht und erwartet, verweigert Klaus Jensen eine Stellungnahme. "Der Oberbürgermeister wird sich über Glaubens- oder innerstrukturelle Fragen der katholischen Kirche nicht äußern", teilt Jensens Pressereferent Hans-Günther Lanfer kurz und bündig mit.
Ob sich denn stattdessen Bürgermeisterin Angelika Birk - die sich als Zugezogene aus dem hohen Norden wenig verbandelt mit der katholischen Kirche fühlt - zu einem Statement in der Lage sieht? "Frau Bürgermeisterin Birk teilt die Auffassung von Herrn OB Jensen und wird ebenfalls in dieser Angelegenheit keine Stellungnahme abgeben", erklärt Lanfer.
Also gibt es keine Auskunft des Stadtvorstandes dazu, ob Vergewaltigungsopfern an katholischen Krankenhäusern - wovon es in Trier immerhin gleich drei mit gynäkologischer Abteilung und/oder Notaufnahme gibt - die Pille danach ganz offiziell verschrieben bekommen sollen oder nicht. Oder wie Oberbürgermeister und Sozialdezernentin die Frauenquote in Führungspositionen in den vielen kirchlichen Einrichtungen beurteilen.
Der Stadtvorstand zieht es vor zu schweigen. Und macht damit irgendwie doch eine Aussage. Christiane Wolff

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort