"Der wäre aufgefallen wie ein bunter Hund"

Haben die Ermittler im Vermisstenfall Tanja Gräff endlich die langersehnte heiße Spur? Das suggerierte am Wochenende eine luxemburgische Boulevard-Zeitung unter Verweis auf einen mutmaßlichen Vergewaltiger aus dem Großherzogtum. "Da passt gar nichts", meint der Trierer Chef-Ermittler Christian Soulier (43).

Trier. Die Schlagzeile auf der Titelseite der Boulevard-Wochenzeitung "Lëtzebuerg Privat" klang so, als stünden die Kripobeamten der Trierer Ermittlungskommission Fachhochschule 13 Monate nach dem Verschwinden der Studentin Tanja Gräff möglicherweise vor dem entscheidenden Durchbruch: "Spur führt zu Luxemburger Vergewaltiger." Im Innenteil des in seiner Aufmachung an die deutsche "Bild"-Zeitung erinnernden Blattes ist davon die Rede, dass deutsche und luxemburgische Polizisten unlängst im Gefängnis Schrassig einen wegen Mordversuchs und mutmaßlicher Vergewaltigung einsitzenden Untersuchungshäftling verhört hätten. Der Mann soll Tanja gekannt und zum Zeitpunkt ihres Verschwindens einen dunkelblauen Peugeot gefahren haben. Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen

In einem solchen Fahrzeug mit womöglich luxemburgischen Kennzeichen könnte die Anfang Juni letzten Jahres auf mysteriöse Weise verschwundene Studentin das Sommerfest der Trierer Fachhochschule verlassen haben.Aus diesem Grund überprüfen die 15 Mitglieder der Ermittlungskommission FH gemeinsam mit ihren Kollegen aus dem Großherzogtum seit Monaten auch luxemburgische Peugeot-Fahrer. Eine Aufgabe, die an die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen erinnert. Denn laut Chef-Ermittler Christian Soulier kommen 30 000 Peugeots infrage. "Da muss man filtern, um überhaupt in einen überschaubaren Bereich zu kommen", sagte der Kriminalhauptkommissar unlängst in einem Interview mit unserer Zeitung. Bei diesem "Filtern" stießen die Beamten offenbar auch auf den luxemburgischen Untersuchungshäftling. Der Ex-Bauunternehmer sitzt ein, weil er versucht haben soll, seine ehemalige Ehefrau zu töten. Kurze Zeit später soll er die Frau vergewaltigt haben, heißt es in der Anklageschrift."Es gibt leider nichts Neues"

"Mit dem Vermisstenfall Tanja Gräff hat er aber nichts zu tun", sagte der Trierer Chef-Ermittler Soulier gestern auf TV-Anfrage. Der Luxemburger habe zwar einen "Bezug zur Fachhochschule Schneidershof gehabt" - er sei dort für den Fachbereich Architektur eingeschrieben gewesen. Aber schon allein das Alter des über 50-Jährigen spreche gegen ihn als den seit langem gesuchten letzten Begleiter Tanjas. "Der Luxemburger wäre doch auf dem Sommerfest aufgefallen wie ein bunter Hund", sagt Soulier. Es gebe auch keine Erkenntnisse, dass der Mann die vermisste Studentin aus Korlingen (Kreis Trier-Saarburg) gekannt habe. Deren Verschwinden ist nach wie vor ungeklärt. "Es gibt leider nichts Neues", sagt der Chef-Ermittler. Aber die Spuren-Auswertung sei noch im Gange. Erst im Spätsommer muss laut Christian Soulier über eine mögliche Auflösung der Ermittlungskommission Fachhochschule nachgedacht werden. ca/lie

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