Der weite Weg nach Berlin

Im September 2013 wird der neue Bundestag gewählt. Wer eine politische Karriere in Berlin anstrebt oder sie fortsetzen will, muss allerdings schon jetzt die Weichen dafür stellen.

Trier. Katrin Werner klingt überrascht. "Oh, ich bin gerade beim Check in am Flughafen. Das weiß ich noch gar nicht", sagt die Politikerin der Linkspartei zunächst auf die Frage, ob sie wieder für den Deutschen Bundestag kandidiert, dem sie seit 2009 angehört. 24 Stunden später ruft die Triererin zurück und erklärt: "Ich mache gerne weiter." Die Bereitschaft zur (erneuten) Kandidatur ist das eine, aber noch nicht das entscheidende Element für den weiten Weg nach Berlin. Sämtliche Anwärter aus der Region müssen auch von ihren Parteien nominiert werden. In Kreisverbänden wie der CDU Trier-Saarburg hat es schon Gespräche gegeben, in anderen stehen sie bevor. Edmund Geisen ist ein alter Hase in diesem Geschäft. Vor kurzem 63 Jahre alt geworden, könnte der Liberale über seinen Ruhestand nachdenken und tut dies auch. "Es gäbe mit meiner Frau viele schöne Dinge zu tun", sagt der Eifeler. Allerdings gefällt ihm das politische Geschäft, "weil man sehr viel bewirken kann". Und so erwägt Geisen, der seit 2005 Abgeordneter ist, noch eine letzte Wahlperiode dranzuhängen. Gerade seine Partei kämpft bundesweit gegen die Bedeutungslosigkeit. Man könnte meinen, angesichts dramatischer Wahlergebnisse in diversen Landtagen - zuletzt im Saarland - und Umfrageprognosen zwischen 1,5 und drei Prozent für die FDP fänden sich keine Interessenten mehr. Geisen ist aber sicher, dass dem nicht so ist. "Es gab immer Leute, die etwas voranbringen wollten. Und gerade jetzt kann man sich bewähren." Der Liberale will abwarten, ob jemand kandidiert oder ob seine Partei ihn erneut ruft.
Ebenso wie bei den Liberalen ziehen auch Kandidaten der anderen Parteien am Ende nur über die Landeslisten in den Bundestag ein. Die Direktmandate waren in der Vergangenheit überwiegend für CDU-Politiker reserviert, insbesondere in der Eifel. Von den Grünen gehören derzeit nur drei Rheinland-Pfälzer dem Parlament an. Nachdem Ulrike Höfken, 2009 die Nummer eins auf der Landesliste, in der Wahlperiode ausgeschieden und zur Umweltministerin im Land avanciert ist, ist es fraglich, ob wieder jemand aus der Region zum Zuge kommt.
"Wir werden auf jeden Fall in guter Tradition genauso viele Frauen wie Männer nominieren", sagt die Landesvorstandssprecherin Britta Steck aus Gornhausen im Hunsrück. Und die Grünen hoffen angesichts zweistelliger Umfrageprognosen auf einen oder zwei Plätze mehr im Bundestag.
Bei der SPD rechnet man sich durchaus Chancen aus, den in der Vergangenheit umkämpften Wahlkreis Trier/Trier-Saarburg wieder direkt zu erobern. Manfred Nink aus Kenn kam 2009 über den letzten Platz der Landesliste nach einer Zitterpartie ins Parlament. Ob er wieder kandidiert, steht noch nicht fest. Es habe ein Gespräch mit den Kreisvorsitzenden Malu Dreyer (Trier) und Katarina Barley (Trier-Saarburg) gegeben, aber noch keine Festlegung, erzählt Nink. Der Sozialdemokrat erzählt, er sei sehr gut in Berlin zurechtgekommen. Dies habe er vor Jahren zur Bedingung dafür gemacht, eventuell noch einmal anzutreten. "Er macht da einen klasse Job", lobt Generalsekretär Alexander Schweitzer. Und selbst wenn Nink nicht mehr kandidieren sollte, "mache ich mir in diesem Wahlkreis überhaupt keine Sorgen. Da sind wir personell bestens aufgestellt". In ruhigen Bahnen verläuft das Verfahren bislang bei der CDU. Bernhard Kaster gilt in Trier ebenso als gesetzt wie Peter Bleser (Mosel, Eifel, Hunsrück) und Patrick Schnieder (Eifel). Letzterer muss aufgrund seines Zerwürfnisses mit Eifel-Rebell Michael Billen, seinem einstigen politischen Ziehvater, möglicherweise mit einer Gegenkandidatur aus den eigenen Reihen rechnen. Allerdings hat sich noch kein anderer Anwärter aus der Deckung getraut.

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