Der Zug rollt

Allen Emotionen zum trotz: Es wird höchste Zeit, dem kaputten Moloch der Agrar-Subventionen zu Leibe zu rücken, so lange eine Neuordnung noch politisch gestaltet werden kann. Und zwar im Interesse der Bauern selbst. Denn die Frage ist lediglich, um einen früheren amerikanischen Präsidenten zu zitieren, ob das System mit einem Winseln zusammenbricht oder mit einem Knall. Das ganze Subventions-Konglomerat ist entstanden in Nachkriegszeiten, in denen die Erhaltung des nationalen Nährstands noch als elementare Voraussetzung für den Bestand eines Gemeinwesens angesehen wurde. Es galt, sich für den Fall der Fälle autark versorgen zu können und zur Realisierung dieses Ziels waren keine öffentlichen Ausgaben zu schade. Im Jahr 2003 kann es nicht mehr darum gehen, Produktionskapazitäten zu erhalten, die nicht marktfähig sind. Auch wenn sich andere Länder diesen Unfug weiter leisten. Der Grund für eine öffentliche Finanzierung ist entfallen. Die Fischler-Reformen nehmen diese Tatsache zur Kenntnis das macht sie, allen Schwächen zum Trotz, zu einem Schritt in die richtige Richtung. Entscheidend ist aber, inwieweit es gelingt, die frei werdenden finanzielle Kapazitäten in Zeiten knappen Geldes tatsächlich für einen Strukturwandel in landwirtschaftlich geprägten Gebieten einzusetzen. Die Bauern haben keinen Anspruch darauf, eine Produktion subventioniert zu bekommen, die keiner braucht. Aber sie haben jedes Recht, dass die Gesellschaft und die Politik, die ihnen jahrelang eine an Subventionen orientierte Produktionsweise nahe gelegt haben, ihnen nun beim unvermeidlichen Strukturwandel helfen. Auch dafür gibt es bei der europäischen Agrarreform durchaus vernünftige Ansätze. Sie müssen, keine Frage, weiter entwickelt und auf die Bedürfnisse beispielsweise der Eifel zugeschnitten werden. Aber der Zug in ein neues Agrar-Zeitalter rollt bereits. Und mitlenken kann nur, wer beizeiten einsteigt. Sich trotzig mit einem Stoppschild auf die Gleise zu stellen, mag bei der eigenen Klientel gut ankommen. Aber es wird damit enden, dass man unter die Räder kommt. d.lintz@volksfreund.de

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