Deutliche Urteile und Schelte für den Anwalt

Hohe Haftstrafen für drei Drogenschmuggler: Das Trierer Landgericht verurteilte sie zu zehn, neuneinhalb und fünf Jahren Haft.

Trier. (wie) Es dürfte nicht oft passieren, dass ein Richter öffentlich im Gerichtssaal den Verteidiger des Angeklagten tadelt. Armin Hardt hat sich gestern dafür fast zehn Minuten Zeit genommen. Bevor er das Urteil gegen drei Drogenschmuggler begründet, betreibt der Vorsitzende der 3. Strafkammer des Trierer Landgerichts Anwaltsschelte. Ziel seiner deutlichen Worte: Otmar Schaffarczyk. Der Trierer Strafverteidiger vertritt in dem seit Sommer vergangenen Jahres dauernden Prozess einen der drei Angeklagten. Schaffarczyk hatte in seinem Plädoyer dem Gericht vorgeworfen, den Prozess in die Länge gezogen zu haben und voreingenommen zu sein. Vorwürfe, die er auch an den insgesamt 16 Verhandlungstagen immer wieder geäußert hatte.

Hardt gab Schaffaczyk und den beiden anderen Verteidigern, Sven Collet und Armin Lange, die Schuld, dass sich der Prozess letztlich in die Länge gezogen habe. Sie hätten schließlich ein Angebot des Gerichts für eine Absprache, einen sogenannten Deal, bei Geständnissen der drei Angeklagten, sich vorher auf eine Strafe festzulegen, abgelehnt. Selbst bei der Befragung zu ihrem Lebenslauf hätten die Angeklagten geschwiegen, was dazu geführt habe, dass das Gericht auch dafür Zeugen hätte laden müssen. Mit einem frühen Geständnis, so Hardt, hätte man sich mindestens zwölf der insgesamt 16 Prozesstage und etliche der schließlich 35 gehörten Zeugen sparen können.

Die Anwälte überzogen das Gericht während des Prozesses immer wieder mit Anträgen, einmal ging es um die Besetzung der Strafkammer, dann ging es um angebliche Befangenheit des Vorsitzenden Richters, ein anderes Mal beantragten sie, dass die Protokolle aus der polizeilichen Telefonüberwachung der Angeklagten nicht vor Gericht verwendet dürfen. Insgesamt 29 solcher Anträge stellten die Verteidiger, nicht alle seien unbegründet gewesen, gab Hardt zu. Nicht selten hatten Beobachter aber den Eindruck, dass juristische Finessen die eigentliche Sache, die Vorwürfe gegen die beiden 30 und 35 Jahre alten Libanesen und den 54-jährigen Trierer jedoch in den Hintergrund getreten sind.

Hardt ließ in seiner über einstündigen Urteilsbegründung aber keinen Zweifel, dass es sich bei dem Trio um keine kriminellen Leichtgewichte handelt. Über 100 Kilo Drogen sollen die Drei zwischen 2007 bis Januar 2009 aus den Niederlanden und Belgien geschmuggelt und in Trier an Drogendealer verkauft haben. Alle sieben bis zehn Tage sollen Kuriere neue Lieferungen - zumeist handelte es sich um randvoll mit rund sechs Kilo Marihuana gefüllte Sporttaschen - für die Drogenbande nach Trier gebracht haben. Der 54-jährige Trie rer, dessen Tochter mit einem der Mitangeklagten verheiratet ist, hat die Päckchen dann auf dem Trittbrett seines Rollers zu einem Dealer oder zu Verstecken im Wald gebracht. Rund 4000 Euro pro Kilogramm Marihuana verlangten die Drei von ihren Abnehmern.

Das Gericht sieht in den beiden Libanesen die Haupttäter, die den Drogenhandel im großen Stil eingefädelt und organisiert haben. Der 30-Jährige wurde zu einer Haftstrafe von neuneinhalb Jahren unter anderem wegen Drogenschmuggels und -handels verurteilt. Sein 35-jähriger Landsmann soll deswegen für zehn Jahre ins Gefängnis. Der 54-Jährige wurde wegen Drogenhandels und Beihilfe zum Drogenschmuggel zu fünf Jahren Haft verurteilt. Das Gericht wertete seine Entschuldigung am vorletzten Prozesstag als "spätes Geständnis" und damit strafmildernd. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

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