Deutsche Väter genießen die Babypause

Ursula von der Leyen nahm eine Anleihe aus dem Märchen, um die positive Wirkung des im Vorjahr eingeführten Elterngeldes herauszustellen: "Deutschland ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht."

Berlin. Tatsächlich konnte die CDU-Familienministerin bei ihrer gestrigen Bilanz auf gute Zahlen verweisen: Vor der Existenz des Elterngeldes waren lediglich 3,5 Prozent der Väter zur Betreuung des Nachwuchses vorübergehend daheim geblieben. Mittlerweile sind es bereits 16 Prozent. Auch die Geburtenzahlen haben erstmals seit zehn Jahren wieder zugenommen. 2007 wurden 12 000 Kinder mehr geboren als 2006. Im laufenden Jahr hat sich dieser Trend nach den Worten von der Leyens sogar noch verstärkt. Besonders Frauen zwischen 33 und 37 Jahren bekämen wieder mehr Kinder als früher. Die Geburtenrate pro Frau erhöhte sich von 1,33 auf 1,37.

Ministerin regt an: Mehr Männer-Teilzeit



Das einkommensabhängige Elterngeld hat das Erziehungsgeld abgelöst, das bis Ende 2006 nur sozial schwächeren Familien gewährt wurde. Heute erhält ein berufstätiger Elternteil ein Jahr lang 67 Prozent seines bisherigen Nettoverdienstes, wenn er wegen der Kinderbetreuung pausiert. Ist auch der Partner dazu für mindestens zwei Monate bereit, verlängert sich die Zahlung des Elterngeldes auf 14 Monate.

Für rund die Hälfte der Familien (51,2 Prozent) liegt der Einkommensersatz zwischen 301 und 999 Euro. Nur 3,5 Prozent erhalten die Höchstsumme von monatlich 1800 Euro. Von der Leyen sah darin den Vorwurf entkräftet, dass das Elterngeld vornehmlich für obere Einkommensschichten gemacht worden sei. Wegen der großen Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen beziehen allerdings 67 Prozent der Väter das Elterngeld nur für die gesetzlich geforderten zwei Monate. Lediglich 14 Prozent der Väter nehmen die Höchstdauer von zwölf bis 14 Monaten in Anspruch. Bei den Frauen sind es dagegen 87 Prozent.

Vorerst keine weiteren "Männer-Monate"



Die Familienministerin sprach dennoch von einer "leisen Revolution". Die wachsende Zahl von Vätern, die sich um ihre Kinder kümmerten, sei bis vor kurzem noch undenkbar gewesen.

Nach einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Familienministeriums fördert das Elterngeld die Erwerbsbeteiligung der Mütter. Derweil gaben 68 Prozent der Männer als Ursache für die Nichtbeantragung von Elterngeld an, dass ihnen eine Verringerung der Arbeitszeit nicht möglich sei. Davon nannte jeder dritte berufliche und betriebliche Gründe.

Dieses Resultat scheint im Widerspruch zu einem anderen Ergebnis zu stehen: Demnach ist die Akzeptanz des Elterngeldes in den Unternehmen sehr hoch.

Von der Leyen machte sich auch für mehr Teilzeitjobs bei Männern stark. Das werde "noch weit unter Wert gesehen".

Beim Elterngeld selbst sieht von der Leyen kaum noch Verbesserungsmöglichkeiten. Sie lobte aber einen Vorstoß der Unionsfraktion, die "Vätermonate" von zwei auf vier zu verdoppeln. Die Zahlungsdauer des Elterngeldes würde dadurch von 14 auf 16 Monate steigen. Doch das ist Zukunftsmusik Bis zur nächsten Bundestagswahl soll alles so bleiben wie gehabt.

Extra

Füttern und spielen: Früher gingen meist die Väter arbeiten, und die Mütter kümmerten sich um Kinder und Haushalt. Doch inzwischen wollen oder müssen immer mehr Frauen nach der Geburt eines Kindes wieder arbeiten. Und immer mehr Männer wollen auch mal bei ihren Kleinen bleiben — sie wickeln, füttern, für sie singen und mit ihnen spielen. Die Zahl der Männer, die sich solche "Vätermonate" nehmen, hat sich in den vergangenen zwei Jahren mehr als vervierfacht. Das hat Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen am Mittwoch in Berlin gesagt. Als wichtigen Grund nennt sie das Elterngeld, das Eltern in den ersten Monaten nach der Geburt ihres Kindes bekommen. Es wurde 2007 eingeführt. Wenn Mutter und Vater nacheinander zu Hause bleiben, gibt es das Geld besonders lange.

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