Deutschland als Lehrmeister

TRIER. Die Wiedervereinigung Deutschlands ist für das geteilte Korea ein Vorbild auf dem Weg zur Einheit. Das sagte dersüdkoreanische Botschafter in Berlin, Youngmin Kwon, bei einem Besuch in Trier. Auch in anderen Punkten orientiere sich sein Land an der Bundesrepublik.

Schon der Blick zurück offenbart Gemeinsamkeiten. Sein Land, sagt Südkoreas Botschafter in Deutschland, Youngmin Kwon, habe sich nach der japanischen Kolonialisierung und dem Korea-Krieg zur modernen Industrienation entwickelt. Ähnlich wie die Bundesrepublik sei der rohstoffarme Staat dabei ausschließlich auf den Fleiß und die Fähigkeiten seiner Menschen angewiesen gewesen und habe stark von den Hilfen der internationalen Gemeinschaft profitiert. Für diese Hilfe wolle man sich nun durch ein zunehmendes internationales Engagement bedanken - etwa durch die Beteiligung an UN-Friedensmissionen. Youngmin Kwon, der auf Einladung des Trierer Politik-Professors Hanns W. Maull an der Universität sprach, erscheint auf dem Weg zur Wiedervereinigung Koreas der eher konfrontative Kurs der Bush-Administration weniger hilfreich als die in vielerlei Hinsicht mit der Ostpolitik Brandts vergleichbare Strategie der südkoreanischen Regierung. "Wandel durch Annäherung" und "allmähliche Versöhnung durch Dialog und Austausch" sollen auch dabei helfen, so explosive Themen wie das nordkoreanische Atomprogramm zu entschärfen. Die Sechs-Parteien-Gespräche unter Einbindung Chinas, Japans, Russlands und der USA seien dabei der beste Weg zur friedlichen Beilegung der Krise. Botschafter Kwon hofft darauf, dass die Gespräche, die nach dem Bekanntwerden begrenzter ziviler südkoreanischer Atomforschungen von den Nordkoreanern ausgesetzt wurden, wieder aufgenommen werden und so das Ziel einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel erreicht werden kann. Eine baldige Wiedervereinigung hält der Botschafter allerdings für illusionär. Im Vergleich zu Deutschland sei in Korea wesentlich mehr Geduld erforderlich. Die beste Vorbereitung sei die Entwicklung einer leistungsfähigen Volkswirtschaft im Süden, um die mit einer Wiedervereinigung verbundenen Kosten aufbringen zu können. Auch das habe man vom deutschen Beispiel gelernt. Die langen und traditionell guten deutsch-koreanischen Beziehungen haben sich in den vergangenen Jahren nicht zur Zufriedenheit beider Seiten weiterentwickelt. Zur Wiederbelebung ist das Jahr 2005 zum Korea-Jahr erklärt worden. Zahlreiche Veranstaltungen sind geplant. Höhepunkt wird der Themenschwerpunkt Korea auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2005 sein.

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