Deutschland fiebert mit den Superstars

KÖLN. (no/dpa) Es ist das beherrschende Unterhaltungs-Thema in Betrieben, bei Kindern und Jugendlichen: die RTL-Show "Deutschland sucht den Superstar". Jeden Samstag stellt sich die Frage: Wer fliegt raus?

Sex-Skandale, Betrugsvorwürfe, Weinkrämpfe, Nervenzusammenbrüche - richtig saftige Geschichten ranken sich um den Quotenrenner. Keine Sendung erhitzt momentan die Gemüter so sehr wie dieser Big-Brother-Ableger für Schlagerfreunde. Heute Abend ab 21.15 Uhr wird wieder einer der vier noch gegeneinander singenden Kandidaten auf der Strecke bleiben. Am 8. März wird Deutschland wissen, wer sein Superstar ist. Dass es nicht unbedingt der oder die Stimmgewaltigste sein wird, ist klar: Das Ausscheiden der 20-jährigen Gracia Baur aus München, die viele Zuschauer bereits auf dem Siegertreppchen sahen, hatte zu heftigen Protesten geführt. Die Fans vermuteten bei der computergesteuerten Abstimmung dubiose Mauscheleien - was vom Sender natürlich sofort dementiert wurde. Einen anderen Kandidaten, Daniel Küblböck, brachte die Entscheidung so aus der Fassung, dass er vor laufenden Kameras weinend zusammenbrach. Das ist Show, wie man sie beim werbefinanzierten Fernsehen liebt und die selbst die ältere Generation vor den Bildschirm lockt. Die "DSDS"-Jury wird angeführt von der Reizfigur Dieter Bohlen, die zuletzt eher als seiner an delikaten Details reichen Autobiografie erfolgreich war. Bohlens Job bei der Superstar-Suche: seine harschen Urteile wie "Du singst wie Kermit, wenn man hinten drauftritt". Die Überlebenden der musikalischen Gladiatorenkämpfe sehen ihre Situation mittlerweile längst nicht mehr so rosig wie zu Beginn. Die 22-jährige Juliette Schoppmann sagte, sie habe sich klar gemacht, "dass wir der kleinste Teil in diesem Riesen-Macht-Ding sind. Ich bin nicht mehr der Mensch Juliette, sondern die Quote Juliette. Du wirst gehandelt, als seist du nix wert". Der Mann hinter der "DSDS"- Idee ist der englische Produzent Simon Fuller (42). Er scheut die Öffentlichkeit genau so, wie die Teilnehmer seines Wettbewerbs sie suchen. Wenn er aber mal etwas sagt, dann bekennt er sich offen zu seinem einzigen Ziel: Er will im Show-Business mehr kassieren als jeder andere. Fuller gilt als lebende Geldfabrik. Allein an der englischen "Superstar"-Ausgabe verdiente er in einem Jahr 50 Millionen Euro. Der Gewinner Will Young kam gerade einmal auf 800 000 Euro. In 16 Länder ist Fullers bisher erfolgreichste Idee schon exportiert worden. Er war auch der Mann hinter den Spice Girls. Dass die ihn 1997 über Nacht abservierten, war die schlimmste Niederlage seiner Laufbahn. Da konnten ihn selbst die 16 Millionen Euro Abfindung nicht trösten.

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