Deutschland ist Europameister beim Verpackungsmüll

Berlin · Salatgurken eingepackt in Plastik, Kaffeebecher zum Mitnehmen, Drucker, die immer schneller kaputt gehen - der Müllberg wächst. Die Deutschen sind nach Erkenntnissen der Bundesregierung inzwischen Europameister im Wegwerfen.


Berlin. 2013 hat in Deutschland im Schnitt jeder Einwohner 212,5 Kilo Verpackungsabfälle produziert - so viel wie in keinem anderen Land der Europäischen Union und mehr als in jedem der zehn Jahre davor. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Alles in allem fielen laut Statistik 17,1 Millionen Tonnen Verpackungsmüll an. Unter den Mitgliedstaaten der EU habe Deutschland damit "insgesamt und je Einwohner" das höchste Aufkommen. Europaweit belief sich die Müllmenge auf rund 80 Millionen Tonnen.
Allein der Berg an Verpackungsmüll aus Kunststoff ist in Deutschland seit 2003 um ein Drittel höher geworden und auf rund drei Millionen Tonnen pro Jahr angewachsen. Den mit Abstand größten Anteil haben aber die Materialien Papier und Karton mit rund acht Millionen Tonnen - was auch am Wachstumsmarkt Versandhandel liegt. Die Gründe für die Zunahme der Abfallmenge seien aber vielfältig, schreibt die Regierung. So wirkten sich "veränderte Verzehr- und Konsumgewohnheiten" auf den Verpackungsverbrauch aus. Es wird immer häufiger außer Haus gegessen, und es gibt immer mehr kurzzeitig genutzte Einwegbehälter wie den berühmten "Coffee to go". Auch geht aufgrund einer wachsenden Zahl von Ein- und Zweipersonenhaushalten der Trend zu Tiefkühlkost oder Fertiggerichten in kleineren, vorportionierten Einheiten. "Diese Faktoren wirken sich stark erhöhend auf den Verpackungsverbrauch aus."Keine verbindlichen Ziele


Auf verbindliche Minderungsziele will sich die Regierung freilich nicht einlassen. Mit der Verpackungsverordnung verfolge man weiterhin die Absicht, das Aufkommen zu verringern und einen möglichst hohen Anteil der Abfälle einem "hochwertigen Recycling zuzuführen". Das werde schon seit Jahren versprochen, kritisiert die Vorsitzende des Umweltausschusses, Bärbel Höhn (Grüne). "Stattdessen produzieren wir immer mehr Müll und dieser wird nicht recycelt, sondern überwiegend verbrannt." Es müssten jetzt Anreize her, "dass die Kaffeekapsel nicht dreifach verpackt und jede Salatgurke nicht noch einmal von einer Plastikfolie überzogen ist". Auch der Trend, dass Elektrogeräte wie Waschmaschinen oder Drucker immer schneller kaputt gingen, verursache mehr Abfall, sagt der Umweltexperte der Fraktion, Peter Meiwald. "Statt zwei Jahre sollten deshalb elektrische Geräte mindestens drei Jahre im Rahmen der sogenannten Gewährleistung funktionieren."

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