Deutschlands Jugend tickt positiv

Trotz globaler Krise in den Vorjahren und unsicherer Berufsperspektiven blicken die meisten Jugendlichen in Deutschland so optimistisch wie lange nicht in die Zukunft. Allerdings wird auch der soziale Riss innerhalb der jungen Generation stärker sichtbar.

Berlin. Eine optimistischere Einstellung zur Zukunft meldet die aktuelle Shell-Jugendstudie, die alle vier Jahre neu erscheint und zu den umfangreichsten Untersuchungen über die Einstellungen der 12- bis 25-jährigen zählt.

Zuversicht: Immerhin 59 Prozent der Befragten sind für ihre eigene Zukunft optimistisch gestimmt - fast zehn Prozent mehr als noch 2006. Betrachtet man jedoch die sozial schwächste Schicht (etwa zehn bis 15 Prozent der Jugendlichen) genauer, dann ist gerade noch jeder dritte optimistisch gestimmt. 2002 waren es noch 40 Prozent.

Werte: Seit 2002 ist der Stellenwert der Familie für die jungen Leute kontinuierlich gestiegen. Inzwischen meinen 76 Prozent (2002: 70 Prozent), dass man eine Familie braucht, um glücklich zu sein. Mehr als 90 Prozent finden gar, ein gutes Verhältnis zu ihren eigenen Eltern zu haben.

Kinderwunsch: 69 Prozent der Jugendlichen wünschen sich eigenen Nachwuchs. Deutlich weniger gehen aber davon aus, diesen Wunsch auch realisieren zu können. In den neuen Ländern betrachten nur 45 Prozent ein eigenes Kind als unabdingbar für ein glückliches Leben. Im Westen sind es lediglich 42 Prozent. Den Grund für diese Kluft sehen die Forscher in der "Schwierigkeit, das familiäre Leben mit den beruflichen und privaten Interessen zu vereinbaren".

Politikverdrossenheit: Gemessen am hohen Politisierungsgrad in den 1970er und 80er Jahre ist die Jugend politikverdrossen. Allerdings sprechen die Forscher von "ersten Anzeichen einer Repolitiserung" der Jugend. 37 Prozent bekunden Interesse an politischen Vorgängen. 2002 und 2006 waren es nur 30 beziehungsweise 35 Prozent. In ihrer politischen Ausrichtung ordnet sich die Mehrheit der Jugend weiterhin links von der Mitte ein.

Religion: Sie spielt für die Jugend insgesamt nur eine untergeordnete Rolle. In den neuen Ländern ist sie praktisch bedeutungslos. Auch halten nur noch 44 Prozent der katholischen Jugendlichen Gott für wichtig. Bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist der Bezug zur Religion dagegen noch gestiegen.

Globalisierung: Die Globalisierung gilt in erster Linie als große Chance. 84 Prozent verbinden damit vorrangig, in der ganzen Welt reisen, studieren und arbeiten zu können.

Ängste: Der Klimawandel. 76 Prozent halten ihn für ein großes beziehungsweise sehr großes Problem.

Die gestern in Berlin präsentierte Untersuchung wurde gemeinsam von Sozialwissenschaftlern der Universität Bielefeld und des Münchner Forschungsinstituts TNF Infratest im Auftrag des Shell-Konzerns verfasst. Ihre Ergebnisse stützen sich auf eine Befragung von 2604 Jugendlichen in den alten und neuen Bundesländern.

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