Die Bedingungen stehen fest

Kein Nachtflug, fünf Millionen Investitionen in drei Jahren, eine Bürgschaft und Geld für Gemeinden: Diese Bedingungen knüpfen der Eifelkreis Bitburg-Prüm und die Stadt Bitburg an den Verkauf ihrer Flugplatz-Anteile.

Bitburg. Für sie ist es die Entscheidung des Jahrzehnts. Und vermutlich auch für die gesamte Südeifel. Ein Dreivierteljahr lang haben Michael Billen, Aufsichtsratsvorsitzender der Flugplatz Bitburg GmbH, Joachim Streit, Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm, und Joachim Kandels, Bürgermeister der Stadt Bitburg, mit Frank Lamparski verhandelt. Jenem Mann also, der im Oktober vergangenen Jahres angekündigt hat, die ehemalige Airbase in Bitburg mit 400 Millionen Euro in einen veritablen Flughafen zu verwandeln.

Am 11. Juni wird er sein Projekt erstmals in einer gemeinsamen Sitzung von Stadtrat Bitburg und Kreistag der breiten Öffentlichkeit vorstellen. Und am 22. Juni sollen die Gremien entscheiden, ob sie bereit sind, Lamparski ihre Anteile an der Flugplatz GmbH (siehe Extra) zu den ausgehandelten Konditionen zu überlassen.

Dass dies die Entscheidung des Jahrzehnts ist, haben offensichtlich auch die Medien verstanden. So viele Fernseh-, Radio- und Printjournalisten treffen in Bitburg selten aufeinander. Sie alle sind nach dem langen und beharrlichen Schweigen der politisch Verantwortlichen gespannt, welche Bedingungen Lamparski gestellt und welche Zugeständnisse ihm abgerungen wurden. Und so fliegen die vielen Augen neugierig über den "Letter of Intent", jene Absichtserklärung, die Kreistag und Stadtrat schon bald zur Entscheidung vorgelegt werden soll. Zu lesen sind dort folgende Bedingungen:

Eifelkreis und Stadt erhalten ein Informations- und Mitspracherecht in der künftigen Betreibergesellschaft.

Auf Nachtflug wird verzichtet.

Drei Jahre nach dem Verkauf der Anteile sollen der Instrumentenflug betriebsbereit und mindestens fünf Millionen Euro in die "flugbetriebliche Infrastruktur" investiert worden sein. Falls diese Bedingungen nicht eingehalten werden, muss Lamparski Stadt und Kreis insgesamt 800 000 Euro bezahlen, die er zuvor als Bürgschaft hinterlegt. Mit diesem Geld will die GmbH ihren Besitz, den Tower, absichern. "Damit keiner auf die Idee kommt, Lamparski gehe es darum, hier nur ein Immobiliengeschäft zu machen", sagt Billen.

Die neue Betreibergesellschaft des Bit-Airports verpflichtet sich zu einer Abgabe pro startendem oder landendem Flugzeug, die den umliegenden Gemeinden zugutekommen soll. Wem und in welcher Form, steht noch nicht fest. In fünf Jahren sollen so rund 80 000 Euro zusammenkommen.

Der Bund, dem die Landebahn, die Rollwege und Vorfelder gehören, räumt Lamparski bis Ende 2011 die Option ein, das Gelände zu kaufen.

Von einer möglichen Rückübertragung der Anteile ist in der Absichtserklärung keine Rede, obwohl laut Billen lange darüber diskutiert wurde. "Das können wir kommunal gar nicht stemmen", sagt er.

Auch wenn die Konditionen damit nun ausgehandelt sind - der eigentliche Verkauf der Flugplatz-Anteile (Wert: rund 100 000 Euro) soll erst nach einer Frist von 18 Monaten über die Bühne gehen. Zeit, die Lamparski nutzen kann, seine Investoren zusammenzubringen. Zeit, die ein unabhängiges Experten-Team dazu nutzen soll, Lamparskis Business-Plan zu prüfen. Und eine Zeit, in der die Verantwortlichen wieder zu schweigen planen. Also lieber schnell noch ein paar Fragen stellen. Zum Beispiel zu den Alternativen zum Bit-Airport. Es gebe Alternativen, sagt Streit. Doch sei das Ziel der Flugplatz GmbH ein Flughafen. "Wir sind wie ein Fußballteam, das seit 15 Jahren einen Fußballplatz haben will." Da helfe es nicht, wenn jemand komme und vorschlage, doch einen Angelteich daraus zu machen und Fische einzusetzen, sagt Streit - der wie Billen und Kandels voll und ganz hinter der fliegerischen Nutzung des Flugplatzes steht.

contra

Langer Atem zahlt sich aus

Das ist ein Luftschloss!

Langer Atem zahlt sich aus: Gut anderthalb Jahrzehnte nach dem Abzug der Amerikaner scheinen die ehrgeizigen Pläne etlicher Kommunalpolitiker und Privatleute doch noch in Erfüllung zu gehen. Der Bitburger Flugplatz bekommt langsam Flügel. Spätestens Ende nächsten Jahres wird der Luxemburger Investor Frank Lamparski die letzten kommunalen Anteile an der Flugplatzgesellschaft übernommen haben. Dann liegt es an ihm, seine Versprechungen umzusetzen. Bislang hat sich Lamparski an seine Zusicherungen gehalten. Der Vertrag, den Stadt Bitburg und Eifelkreis mit ihm ausgehandelt haben, stimmt hoffnungsfroh. Das finanzielle Risiko trägt künftig Lamparski, nicht mehr die Kommunen und damit der Steuerzahler. Sollte der Luxemburger eine Bruchlandung hinlegen, wäre das zwar bedauerlich, aber auch noch kein Weltuntergang. r.seydewitz@volksfreund.de Klar, dass die Augen der heimischen Politiker zu leuchten beginnen: Bei 2,5 Millionen Passagieren, 2000 Arbeitsplätzen und 20 Frachtfliegern pro Woche hören sie es in den kommunalen Kassen klingeln. Doch ist der Bit-Airport nichts als ein großes Luftschloss! Wo sollen sie herkommen, all die Flieger, Arbeitsplätze und Passagiere? Und wozu braucht die Großregion noch einen Provinzflughafen, der aller Wahrscheinlichkeit nach ebenso scheitern wird wie die vielen ähnlichen "Großprojekte" in Deutschland? Man sollte lieber kleinere Brötchen backen - die auch den Einheimischen schmecken. Warum nicht Photovoltaik statt Flieger? Das bringt sichere Einnahmen, aber keinen Lärm, keine Umwelt- und Verkehrsbelastungen und vermutlich auch deutlich weniger Hickhack mit Investoren. Ein kleiner Trost ist: In Bitburg wird privates Geld verbrannt. k.hammermann@volksfreund.de

Pro

Langer Atem zahlt sich aus

Das ist ein Luftschloss!

Langer Atem zahlt sich aus: Gut anderthalb Jahrzehnte nach dem Abzug der Amerikaner scheinen die ehrgeizigen Pläne etlicher Kommunalpolitiker und Privatleute doch noch in Erfüllung zu gehen. Der Bitburger Flugplatz bekommt langsam Flügel. Spätestens Ende nächsten Jahres wird der Luxemburger Investor Frank Lamparski die letzten kommunalen Anteile an der Flugplatzgesellschaft übernommen haben. Dann liegt es an ihm, seine Versprechungen umzusetzen. Bislang hat sich Lamparski an seine Zusicherungen gehalten. Der Vertrag, den Stadt Bitburg und Eifelkreis mit ihm ausgehandelt haben, stimmt hoffnungsfroh. Das finanzielle Risiko trägt künftig Lamparski, nicht mehr die Kommunen und damit der Steuerzahler. Sollte der Luxemburger eine Bruchlandung hinlegen, wäre das zwar bedauerlich, aber auch noch kein Weltuntergang. r.seydewitz@volksfreund.de Klar, dass die Augen der heimischen Politiker zu leuchten beginnen: Bei 2,5 Millionen Passagieren, 2000 Arbeitsplätzen und 20 Frachtfliegern pro Woche hören sie es in den kommunalen Kassen klingeln. Doch ist der Bit-Airport nichts als ein großes Luftschloss! Wo sollen sie herkommen, all die Flieger, Arbeitsplätze und Passagiere? Und wozu braucht die Großregion noch einen Provinzflughafen, der aller Wahrscheinlichkeit nach ebenso scheitern wird wie die vielen ähnlichen "Großprojekte" in Deutschland? Man sollte lieber kleinere Brötchen backen - die auch den Einheimischen schmecken. Warum nicht Photovoltaik statt Flieger? Das bringt sichere Einnahmen, aber keinen Lärm, keine Umwelt- und Verkehrsbelastungen und vermutlich auch deutlich weniger Hickhack mit Investoren. Ein kleiner Trost ist: In Bitburg wird privates Geld verbrannt. k.hammermann@volksfreund.deExtra Flugplatz Bitburg GmbH: Frank Lamparski (40,53 Prozent), Eifelkreis (37,89), Stadt Bitburg (16,32), Adolf Hess GmbH (2,63), Hermann Köppen KG (2,63). Vor kurzem hat Lamparski die Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft Flugplatz Bitburg mbH (EBFB) gekauft. Sie trägt 26 Prozent der Verluste, die der Flugplatz derzeit macht (insgesamt 220 000 Euro pro Jahr). Daher kommt Lamparski jetzt schon für mehr als die Hälfte der Verluste auf.

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