Die Bundesregierung will die Raucher entwöhnen

Berlin · Raucher müssen ab Mai beim Kauf einer Zigarettenschachtel starke Nerven haben: Von da an sollen "Schockbilder" die Lust aufs geliebte Qualmen verleiden. Doch es gibt weitere Neuerungen.

 Zigarettenschachteln sollen in Zukunft mit einem möglichen einheitlichen Aussehen und Aufdrücken von Folgeschäden verkauft werden. Foto: dpa

Zigarettenschachteln sollen in Zukunft mit einem möglichen einheitlichen Aussehen und Aufdrücken von Folgeschäden verkauft werden. Foto: dpa

Foto: ARRAY(0x10edad150)

Berlin. Was noch kaum einer weiß: Auf jede Packung muss künftig auch die Nummer einer kostenlosen Hotline der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gedruckt werden. Damit nach dem Schock rasch mit der Entwöhnung begonnen werden kann.
Das sieht eine unserer Zeitung vorliegende Verordnung des Bundeslandwirtschaftsministeriums vor, das auch für den gesundheitlichen Verbraucherschutz zuständig ist "Wollen Sie aufhören? Die BZgA hilft: Tel. 0800 8 313131", wird dann auf den Schachteln stehen. Schon heute gehört diese Information zu einer der 14 Warnhinweise, die von den Herstellern abwechselnd verwendet werden. Demnächst wird sie Pflicht - auch auf Packungen von Zigarren, Zigarillos und Pfeifentabak.
In der Verordnung heißt es, die Erfahrungen aus anderen Ländern wie der Schweiz und Argentinien zeigten, dass es durch den Abdruck der Telefonnummer eine erhebliche Steigerung des Anrufvolumens gegeben habe. Das Ministerium rechnet in Deutschland mit 2500 Anrufern pro Monat, die mit Hilfe des Beratungstelefons den Versuch unternehmen wollen, sich das Rauchen abzugewöhnen. Damit der Elan nicht durch langes Hängen in der Warteschlange abebbt, sollen 80 Prozent der Anrufe möglichst innerhalb von 20 Sekunden entgegen genommen werden.
Die Regierung setzt damit eine entsprechende EU-Richtlinie in nationales Recht um, die "Text-Bild-Warnhinweise" auf den Schachteln vorsieht. Demnächst werden auch "Schockbilder" wie durchs Rauchen zerstörte Lungenflügel, zerfressene Gebisse oder riesige Geschwüre am Hals auf den Packungen zu sehen sein. Aber nicht alle Motive sind eklig. Ein verschrumpelter Apfel soll darauf hinweisen, dass Rauchen die Haut altern lässt, ein Pärchen, das sich im Bett anschweigt, soll warnen, dass Rauchen die Potenz schwächt. Zwei Drittel der Packungsfläche gehören künftig den "Schockbildern", der Warnung und der Hotline-Nummer. Auf Vorder- und Rückseite. Und um zu verhindern, dass Raucher mit einer Hülle alles überdecken, werden die Hinweise und Bilder oben auf der Schachtel angebracht. In den Verkauf gehen die Packungen ab dem 20. Mai, so das Ministerium. Wer Elektrozigaretten benutzt, wird übrigens nicht verschont. E-Zigaretten muss künftig ein Beipackzettel zu Risken und Nebenwirkungen beigefügt werden. Wie bei Medikamenten. Außerdem muss auf der Verpackung die Warnung vermerkt sein, dass E-Zigaretten nicht in Kinderhände gehören.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort